Patrick Marburger: Zu Gast im Missionshaus Ellwangen

Patrick Marburger: Zu Gast im Missionshaus Ellwangen

Für drei Monate darf ich im Ellwanger Missionshaus der Comboni-Missionare leben und habe deshalb Gelegenheit erhalten, mich hier vorzustellen. Mein Name ist Patrick Marburger. Ich komme aus Hofen, einem kleinen Vorort von Stuttgart. Dort befindet sich die Stuttgarter Madonna, ein Marienbild, das in den Wirren der Reformation aus der Stuttgarter Stiftskirche ins katholische Hofen gerettet wurde. Seit 1954 trägt die Kirche den Titel einer Wallfahrtskirche. Der Schönenberg als Ellwanger Wallfahrtsort, ist zwar bedeutend größer und bekannter, aber ein gesunder Lokalpatriotismus besteht auch hier.

Nachdem ich verstehen wollte, was ich als Ministrant und Lektor eigentlich tue, habe ich nach dem Abitur mit dem Theologiestudium in Tübingen begonnen. Zwischenzeitlich habe ich auch ein Jahr in Mainz und acht Monate in Jerusalem studiert. Die Zeit im Heiligen Land war eine ungemein bereichernde, wenngleich sie durch das Massaker der Hamas am 07. Oktober 2023 und den Gaza-Krieg erheblich „spannender“ wurde als zuvor gedacht. Regelmäßig an den heiligen Stätten Gottesdienst zu feiern, war beeindruckend, besonders wenn es dann am Ostersonntag hieß: „Der Herr ist aus DIESEM Grab auferstanden, Halleluja!“. Auch das Miteinander und Gegeneinander der christlichen Konfessionen, Weltreligionen und in dieser Region lebenden Völker zu erleben, war eine eindrückliche Erfahrung, wenngleich sie mich oft ratlos zurücklässt.

Das Theologiestudium habe ich in der Karwoche 2025 abgeschlossen. In meiner Abschlussarbeit habe ich mich mit dem einstigen Rottenburger Bischof Joannes Baptista Sproll (1870-1949) beschäftigt; genauer gesagt mit jenen Predigten, die er bei Altarweihen, Kirchweihen und Jubiläen hielt. Dabei habe ich auch mit der Predigt gearbeitet, die Bischof Sproll am 23. Juli 1933 anlässlich des 700-jährigen Jubiläums der Ellwanger Stiftskirche hielt. Hier schon, nur wenige Monate nach der sogenannten „Machtergreifung“, setzte sich Sproll kritisch mit der nationalsozialistischen Regierung auseinander. Fünf Jahre später sollte diese ihn dafür als einzigen deutschen Bischof ins Exil schicken.

Seit dem ersten Mai nun absolviere ich ein Pastoralpraktikum in der Seelsorgeeinheit Ellwangen. In dieser Zeit durfte ich von der Probe, über das Fest bis hin zum Dankgottesdienst Erstkommunionkinder begleiten, bei Taufgesprächen und Gremiensitzungen dabei sein, im Religionsunterricht hospitieren und unzählige Gottesdienste mitfeiern. Ich bin sehr gespannt, was in der Ellwanger Kirchengemeinde in den nächsten Wochen und Monaten auf mich zukommt.

Während dieser Zeit wohne ich im Missionshaus der Comboni-Missionare in Ellwangen. Vom ersten Moment an durfte ich spüren, dass dies viel mehr als meine bloße Unterbringung ist. Die dortige Gemeinschaft hat mich sehr herzlich aufgenommen und bietet mir Einblicke in eine völlig fremde Welt: Mit Mission und Missionsorden hatte ich zuvor noch nie Kontakt. In einem solchen Haus mitzuerleben, dass ein Missionar zum Papst gewählt wird und zu hören, wie dieser sofort der Kirche ihren missionarischen Auftrag in Erinnerung rief, zeigte mir wie wertvoll diese Wohnstätte ist. In dieser Woche darf ich mich im Rahmen einer Wallfahrt auch auf die Spuren des Heiligen Daniel Comboni begeben.  

Patrick Marburger 

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