„Wer nur den lieben Gott lässt walten“, singen wir voller Gottvertrauen. In der Wüste hat er das Manna vom Himmel regnen lassen zum Überleben. Und jetzt? 3000 Jahre später? Wo ist dieser lebensnotwendige Regen? Als Jesus die Menschenmassen sieht, die ihm wegen der Heilungen folgen, fragt Jesus die Jünger. „Wo sollen wir Brot kaufen, dass sie zu essen haben?“ (6,5)
Ist Jesus ratlos? Weiß er nicht, wo der nächste Bäcker zu finden ist? Oder wo sind die ungezählten Frauen, die normalerweise Brot backen für die Familie und die Kinder damit ernähren? Ich denke, wir müssen an den Anfang und Schluss der Erzählung zurückkehren, um den richtigen Blickwinkel zu haben. Dort wird von einem Zeichen erzählt. Ein Zeichen ist kein Wunder, sondern eine Gotteserfahrung. 6,3 heißt es „Jesus aber ging den Berg hinauf und dort setzte er sich mit seinen Jüngern.“ Bergewaren heilig. Und der Berg war der Berg Horeb, der Gottesberg der 10 Weisungen. Es geht also um das Brot des Lebens, das Wort Gottes, das Jesus ihnen geben will, nicht um das vergängliche Brot.
Weiter heißt es „es war aber nahe das Pascha – das Fest der Juden.“ Das Passahmal war eine Feier, die gewöhnlich Brotbrechen war ohne Wein und wo die Gläubigen zusammen kommen zur Mahlgemeinschaft im Namen Jesu und in den Häusern mit Jubel und Herzenseinfalt gefeiert wurde. 6,5 heißt es „Jesus hebt die Augen und schaut“, d.h. er stellt die Verbindung zum Vater im Himmel her. 6,11 „er nahm die Brote, sprach den Dank und teilte aus, soviel sie wollten“, d.h. der Dank geht an den Vater im Himmel. 6,6 heißt es, Jesus fragte nach dem Brot, um den Jünger Philippus stellvertretend für die anderen zu testen, das heißt, die Erzählung ist eine Jünger Belehrung oder Erziehung.
Die Jünger haben nicht genug Geld, um viele Leute nur ein bisschen zu versorgen, sie selber gehören zu den Armen. Andreas sieht einen Knaben mit 5 Gerstenbroten, das Brot der armen Leute ist da und 2 Fische. „Doch das -was ist es für so viele? (V.9)“so fragen die Jünger. Was ist dieses ES, von dem hier die Rede ist? Ist es unser egoistisches Sozialverhalten, dass wir ein Kind brauchen, das uns das unbeschwerte Teilen mit anderen lehrt? „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“ klingt uns als Erwachsene anklagend in den Ohren. Wo teilt ihr – auch den Mangel – unbeschwert mit anderen? Wo lässt ihr Menschen im Gras lagern, d.h. auf fruchtbarem Boden, wo Gott unser Hirte ist? Nehmt ihr auch die Kinder in den Blick und sorgt für sie gut in kindgerechten Gottesdiensten?
Uschi Glass, die Schauspielerin hat in München in den Grundschulen eine Frühstückskinderspeisung eingeführt, nachdem sie entdeckt hat, dass in unserer reichen Wegwerfgesellschaft Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen müssen aus Armut. Jesus erzieht die Jünger, dass sie die Reste sammeln. Und siehe, die überschüssigen Brocken sind 12 Körbe voll, 3 mal 4 mehr als zuvor. Ist es nicht eine Aufforderung an uns, nichts ungenützt verderben zu lassen?
Ich habe Filme gesehen, wo junge Leute aus unserem Plastikmüll Häuser bauen. Machen wir es ihnen nach und die Müllberge werden sinnvoll genutzt. Was sagen die Leute? „Das ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.“ So einen brauchen wir noch heute – und er entwich auf den Berg – er allein, d.h. sein Ort ist bei dem, der sagt, ich bin es, fürchtet euch nicht.
Charlotte Sachs
21.7.2021