Wenn man sich auf den Weg macht (23. So. i. J. – Lk 14, 25-33)

Wenn man sich auf den Weg macht (23. So. i. J. – Lk 14, 25-33)

Christen sind keine Einzelkämpfer. Die hinter Jesus her sind, halten Tuchfühlung nach rechts und links, haken sich ein. „Einer trage des anderen Last.“ Auch die, die nicht so recht mitkönnen, nehmen wir mit. Wir wagen den Weg gemeinsam, in der Gemeinschaft von Männern und Frauen, von Jugendlichen und Älteren, von Ausländern und Einheimischen. Für die, die hinter Jesus her sind, gilt nicht das Recht des Stärkeren, sondern das Recht des Schwächeren.

Wenn man sich auf den Weg macht, sollte man möglichst wenig Gepäck mitnehmen. Jesus sagt das seinen Jüngern (Mt 10, 9-10): „Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel! Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg…“ Haben wir nicht in der Regel viel zu viel Zeug bei uns? Die viel mitnehmen, haben es unterwegs schwer. Das ist ein Problem unserer alten Kirche in Europa: Es hat sich im Laufe der Jahrhunderte so viel bei uns angesammelt. Wir schleppen viel zu viel Ballast mit uns herum. Wer nicht viel Gepäck hat, bleibt beweglich, ist veränderungsbereit. In diesem Punkt haben uns die armen Kirchen im Süden viel voraus. Sie sind unsere Partner, auch unsere Lehrmeister.

In einer Gesellschaft, in der das Haben, das Besitzen dominiert und Scharen von „Besessenen“ produziert werden, ist es notwendig, dass junge Leute da sind, die sagen: Das kann doch nicht alles sein. Weniger kann mehr sein. Lassen wir’s, in Gottes Namen. Das ist ein Zeichen von Freiheit. Wer hinter Jesus her ist, der nimmt nur das Notwendigste mit. Werden wir die Erfahrung vermitteln können, dass weniger (an Sachen) mehr (an Freiheit) sein kann? Nur so, indem wir selbst einfach leben, Armut erfahren, werden wir für die Armen sensibel sein. Sie gehören nach vom, an die Spitze. „Die Armen zuerst!“

Wer sich auf Jesus beruft, kommt an den Armen nicht vorbei. Jesus selbst war einer von ihnen. Er hat niemanden von seiner Liebe ausgeschlossen. Aber die Armen standen ihm besonders nah. So muss es auch bei uns sein: Die Armen zuerst! Das ist eine Priorität, die das Evangelium unserem Denken und Handeln setzt.

Bischof Franz Kamphaus

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