Das Credo macht einen sehr wichtigen Unterschied, den wir im Deutschen sprachlich leider so nicht mitvollziehen. Dort heißt es: »Credo in Deum«, ich glaube »an Gott«, ich überlasse mich ihm, ich lege mein Leben in seine Hand. Dagegen heißt es bei der Kirche: »Credo ecclesiam«, ich glaube »die Kirche« – als Mittel, als Weg zum Ziel. Das A und 0 des Glaubens ist allein der dreifaltige Gott.
Damit ist die Kirche ins rechte Licht gerückt, in das Licht Gottes. Sie ist keine menschliche Erfindung, sondern eine Schöpfung des Heiligen Geistes. Er ist die Seele der Kirche, ihre treibende Kraft. Sie ist kein Verein, der sich selbst immer neu zur Disposition stellen könnte. Wäre sie nur ein x-beliebiger Interessenverband, dann hätten die Christen, nicht zuletzt die Bischöfe und Priester und auch die Päpste, sie längst zugrunde gerichtet. Ist es nicht ein Wunder, dass sie trotz aller Menschlichkeit und allen Ärgers mit der Institution nach 2000 Jahren immer noch da ist und sich erneuert? Offenkundig, sage ich mir, steckt mehr dahinter. Ich sage das nicht zuletzt aus den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts. Wir haben erlebt, wie gewaltige Systeme, deren Vertreter sich wie Herrgötter gebärdeten, innerhalb weniger Jahrzehnte kommen und gehen.
Die Kirche ist nicht Gott. Aber Gott hat sich durch seinen Geist bleibend mit ihr verbunden. Durch sie schenkt er uns seine Gegen-wart und Gemeinschaft, sein Wort und Sakrament, und dies in guten und in bösen Tagen. Weil er sie nicht fallen lässt, dürfen wir zu ihr stehen, sie in ihrer Gebrechlichkeit anschauen und lieben. Sie gehört nicht dem Papst, sie gehört nicht uns Bischöfen und Priestern, sie gehört allein Gott: »Paulus, Apollos, Kephas . . . alles gehört euch; ihr aber gehört Christus, und Christus gehört Gott«, heißt es im Ersten Korintherbrief (3,22f.). Wir sind nicht bestimmter Menschen wegen in der Kirche, sondern Gottes wegen. Und darum dürfen wir uns um Gottes willen nicht bestimmter Menschen wegen von der Kirche verabschieden. Die Entscheidung, um die es hier geht, stellt uns vor Gott. Das Evangelium Jesu Christi und seine Verkündigung in aller Welt sind wichtiger als Ärgernisse in der Kirche.
Worauf kommt es an in dieser bedrängenden Stunde der Kirche? Dass wir unser spezifisches Gewicht wahren, das Gewicht des Glaubens. Dann kommen wir nicht ins Schleudern. Dann können wir gelassen das uns Mögliche tun, damit die Kirche immer mehr wird, wozu sie da ist: der Raum, Gott zu suchen und zu finden, zum Heil der Menschen.
Aus: Franz Kamphaus,
