Afrikanische Jugendliche fördern Frieden und Sicherheit

Afrikanische Jugendliche fördern Frieden und Sicherheit

Trotz vieler Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit, Korruption, festgefahrener politischer Führung und politischer Gewalt haben viele junge Menschen in Afrika konstruktive Wege gefunden, um Frieden, effektive Regierungsformen und Reformen voranzubringen.

Afrika ist mit einem Durchschnittsalter von 19,7 Jahren nach wie vor der jüngste Kontinent der Welt. Bis 2050 wird jeder dritte junge Mensch in Afrika südlich der Sahara leben. Doch noch immer sind 80 bis 90 Prozent der afrikanischen Arbeitnehmer im informellen Bereich beschäftigt. Jedes Jahr drängen zehn bis zwölf Millionen afrikanische Jugendliche auf den Arbeitsmarkt, doch werden jährlich lediglich drei Millionen formelle Arbeitsplätze geschaffen. Inzwischen rangiert fast die Hälfte aller afrikanischen Länder im unteren Viertel des Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International. Diese Tendenzen unterstreichen den wachsenden sozialen Druck.

Derzeit sind sechzehn afrikanische Staaten in erhebliche bewaffnete Auseinandersetzungen verwickelt, während andere mit unterschiedlichen Ausprägungen von Gewalt und politischer Instabilität konfrontiert sind, die das soziale Gefüge der afrikanischen Gesellschaft unterminieren. Diese Konflikte hemmen die Entwicklung und das Wirtschaftswachstum und lasten zusätzlich auf den Chancen, dass afrikanische Jugendliche einen Arbeitsplatz finden.

Trotz dieser Schwierigkeiten engagiert sich die afrikanische Jugend in einer Vielzahl von Aktivitäten, die darauf abzielen, diese Konflikte zu lösen und einen größeren sozialen Zusammenhalt zu erreichen. Diese Bemühungen haben das Talent und die Kreativität der afrikanischen Jugend genutzt und kanalisiert, um den sozialen Zusammenhalt wiederherzustellen, den Dialog zu fördern und Heilung und Versöhnung zu ermöglichen.

In der Demokratischen Republik Kongo, die jahrzehntelang mit Konflikten und politischer Instabilität zu kämpfen hatte, stehen junge Menschen in vorderster Reihe bei den Bemühungen, soziale Bindungen wiederherzustellen. Die National Partnership of Children and Youth in Peacebuilding (NPCYP), ein Zusammenschluss kongolesischer Organisationen mit Sitz in Goma, setzt Kunst ein, um friedliches Miteinander zu fördern. Goma liegt in der Unruheprovinz Nord-Kivu und ist seit dem Völkermord in Ruanda 1994 Schauplatz unerbittlicher politischer Gewalt.

Trotz dieser ungastlichen Umgebung nutzt NPCYP die Kunst nicht nur, um Frieden zu schaffen und Heilung zu fördern, sondern auch, um junge Menschen zu stärken, die die Bitterkeit der Auseinandersetzungen und die damit verbundenen Traumata erlitten haben. Die Initiative bezieht Musiker, Dichter und Künstler ein, die sich kreativ ausdrücken können und damit die Grundlage für einen Diskurs schaffen. Diese Anstrengungen haben gegenseitiges Vertrauen und eine Haltung des Miteinanders unter jungen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft gefördert. Damit wurde auch Raum geschaffen für einen erweiterten Dialog über ihre Rolle bei der Festigung des Friedens.

Im Südsudan nutzen junge Menschen den Sport, um Frieden und gegenseitiges Vertrauen zwischen Stämmen zu schaffen, die sich im Krieg befinden und Vieh stehlen. Seit Jahrzehnten wird der Südsudan von politischen Konflikten ebenso wie Gewalt zwischen den Stämmen im Zusammenhang mit Viehdiebstählen und Entführungen von Frauen und Kindern heimgesucht. Mit der Initiative „Ringen für den Frieden“ nutzt South Sudan Wrestling Entertainment – eine lokale Organisation, die von jungen Südsudanesen gegründet wurde und geleitet wird – die einheimische Sportart Ringen, um das friedliche Zusammenleben der vielen Ethnien im Südsudan zu fördern, insbesondere in den unruhigen Bundesstaaten Jonglei, Lakes, Eastern und Central Equatoria.

Die Initiative mobilisiert Ringer aus Viehlagern und bringt sie für einen einmonatigen Wettkampf nach Juba. Neben dem eigentlichen Turnier werden auch Begegnungen zwischen Jugendleitern und Häuptlingen aus verschiedenen Gemeinden organisiert. Die Zuschauer, die kommen, um die Kämpfe zu sehen, zahlen Eintrittsgelder, was zur Finanzierung der Initiative beiträgt. Durch das Engagement in diesem Programm haben die Jugendlichen aus rivalisierenden Gemeinden dauerhafte Beziehungen aufgebaut, die zur Konfliktlösung und -bewältigung auf lokaler Ebene beigetragen haben.

In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Landes Afrikas, das zum großen Teil von Gewalt heimgesucht wird, arbeiten junge Menschen hart daran, den Frieden durch kulturellen Austausch und interreligiöse Veranstaltungen zu fördern. Das Centre for Equality and Equity, eine nigerianische zivilgesellschaftliche Organisation, bietet Online-Kurse für Jugendliche und Aktivisten zum interreligiösen Dialog an, um interreligiöse Gewalt zu reduzieren.

Diese Initiative, die 2019 ins Leben gerufen wurde, hat die Reichweite der friedensfördernden Bemühungen ausgedehnt. Das Programm, das seit COVID virtuell organisiert wird, richtet sich an Jugendliche zwischen 18 und 29 Jahren und bringt sie dazu, andere Kulturen als ihre eigene zu verstehen, indem sie verschiedene Sprachen und Religionen kennenlernen. Das Programm zielt darauf ab, dem Extremismus entgegenzuwirken, der Religion als Waffe einsetzt, wie Boko Haram, Teile des Nordostens von Nigeria verwüstet hat. Ziel ist es, die religiöse Toleranz zu fördern und der ethnischen Polarisierung durch gegenseitiges Verständnis entgegenzuwirken.

Die Unfähigkeit vieler afrikanischer Regierungen, Leistungen für ihre Bürger zu erbringen, hat wesentlich zu den wachsenden Spannungen zwischen einer reformwilligen Jugend und einer älteren Generation politischer Akteure beigetragen, die Macht durch die Politik der Ausgrenzung ausüben. Dies spiegelt sich in dem Muster der Korruption wider, das viele afrikanische Regierungen plagt. Fünf der zehn Länder, die im Korruptionswahrnehmungsindex Corruption Perceptions Index (CPI) von Transparency International am schlechtesten abschneiden, kommen aus Afrika.

Um Rechenschaftspflicht und gute Regierungsführung zu fördern, befähigt das Open Governance Institute, eine in Kenia ansässige Organisation für Haushalts- und Politikforschung, Jugendliche, Frauen und zivilgesellschaftliche Gruppen dazu, sich auf lokaler Ebene direkt an der dezentralen Regierung Kenias zu beteiligen. Das Open Governance Institute erstellt Forschungsarbeiten und bietet Trainingsmöglichkeiten für junge Menschen an, damit sie bei der Festlegung von Haushaltsprioritäten mitwirken und Rückmeldungen zur Verwendung von Finanzmitteln für bestimmte Ziele geben können. Diese Beteiligung der Jugend hat dazu beigetragen, die Ressourcen auf die von den Bürgern festgelegten Prioritäten auszurichten und sie in die Lage versetzt, die Umsetzung der geplanten Aktivitäten zu überwachen.

Das Mandela Institute for Development Studies (MINDS), eine den Kontinent umspannende Denkfabrik mit Sitz in Südafrika, bietet jungen Menschen in regionalen Bildungszentren in ganz Afrika politische Bildung mit Schwerpunkt auf Wahlen und Führungsstrukturen. Das Youth Programme on Elections and Governance ist eines der vier Kernprogramme von MINDS. Es zielt darauf ab, afrikanische Jugendliche wahrnehmen zu lassen, welche Macht ihre Anzahl hat und wie sie diese einsetzen können, um Veränderungen zum Besseren herbeizuführen. Insbesondere ermöglicht das Programm Jugendlichen zu verstehen, wie einige politische Führer die Politik der Ausgrenzung nutzen, um die Demokratie auf dem Kontinent zu untergraben. MINDS fördert auch eine stärkere Beteiligung von Jugendlichen an Wahlprozessen und kultiviert ethische und anpassbare Leitungsqualitäten in der nächsten Generation afrikanischer Führungskräfte. Die Untergrabung demokratischer Regierungsführung und Rechenschaftspflicht hat nicht nur in vielen afrikanischen Ländern Gewalt hervorgerufen, sondern auch den Interessen einer Mehrheit der afrikanischen Bürger, einschließlich der Jugend, entgegengewirkt.

Die zunehmende Ungerechtigkeit durch schlechte Regierungsführung und Machtmissbrauch wirkt sich besonders auf die Jugend aus. Ihre Hauptaufgabe besteht nun darin, die Spannung zwischen der alten und der neuen Garde für konstruktives statt destruktives Engagement zu nutzen. Diese Spannung bietet also eine Gelegenheit für junge Menschen, sich unmittelbar und positiv einzubringen.

Trotz der enormen Herausforderungen, vor denen der Kontinent steht, finden junge Menschen in ganz Afrika Wege, um einen konstruktiven Beitrag zu leisten. Durch diese Initiativen lernen sie nicht nur und erweitern ihre Kompetenzen, sondern sie bewirken tatsächlich Verbesserungen für sich selbst und ihre Gemeinden tat.

Die Kreativität und Vielfalt der Initiativen, die junge Afrikaner zur Förderung von Friedenskonsolidierung und guter Regierungsführung ergriffen haben, zeigt die Fähigkeit der Jugend zu Erneuerung und Problemlösung. Obwohl Jugendliche im allgemeinen von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen sind, haben sie andere Möglichkeiten, sich Gehör zu verschaffen und Veränderungen voranzutreiben. Diese Möglichkeiten können zu einem sinnvollen Engagement führen, das zu einer verbesserten Regierungsführung und Sicherheit beiträgt, selbst wenn eine Situation hoffnungslos erscheint.

Peter Biar Ajak/ACSS

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