Liebe Verwandte, Freunde und Wohltäter,
am Anfang dieses Weihnachtsbriefes soll eine Geschichte stehen, die ich einmal zu Weihnachten erhielt, deren Bedeutung sich mir gerade im Zusammenhang unserer Arbeit neu erschließt: „Die Anthropologin Margaret Mead wurde einst gefragt, was für sie das erste Zeichen menschlicher Zivilisation sei. Man erwartete eine Waffe oder ein Werkzeug – doch sie antwortete schlicht: ‚Ein verheilter Oberschenkelknochen.‘ Denn ein Lebewesen mit gebrochenem Oberschenkelknochen konnte in der Frühzeit nur überleben, wenn jemand an seiner Seite blieb, ihm Wasser und Nahrung brachte, es schützte und nicht aufgab. Für Mead war Fürsorge selbst der Ursprung der Zivilisation.“ Diese Geschichte erinnert uns sehr an unseren Alltag in Matany. Auch hier ist Fürsorge der Kern unserer Arbeit – und der Grund, warum so vieles möglich geworden ist.
Ein Jahr der Zusammenarbeit – spürbar im Miteinander unserer Belegschaft
Wer durch unser Hospital geht, spürt eine familiäre Atmosphäre, die sich nicht erzwingen lässt. Sie entsteht aus Dankbarkeit, aus gegenseitigem Verständnis und aus dem Wissen, dass jede/r von uns auf die anderen angewiesen ist. Viele unserer Mitarbeitenden haben dank Ausbildungsförderung Wege beschreiten können, die ihnen allein aus eigener Kraft nicht möglich gewesen wären. Gerade deshalb können sie sich so gut in unsere Patientinnen und Patienten hineinversetzen – Menschen, die sich in verletzlichen Lebenslagen befinden, oft weit entfernt von zuverlässigen Strukturen. Dieses „sich in den anderen hineinfühlen“ schafft jene besondere Wärme, die Besucherinnen und Besucher immer wieder erstaunt. Sie ist ein stiller, aber kostbarer Teil der Heilung, die in Matany geschieht.
Ein heilender Ort – auch durch seine Umgebung
Matany ist nicht nur ein Ort medizinischer Versorgung, sondern auch ein Ort, der das Leben atmet. Die gepflegten Wege und Flure, die blühenden Sträucher – alles wirkt zusammen und schenkt Menschen ein Gefühl von Sicherheit und Würde. Viele Patientinnen und Patienten geben uns zu verstehen, dass sie hier „durch alle Sinne“ Heilung erfahren. Die Ruhe der Umgebung, das Lächeln des Pflegepersonals, das Gefühl, willkommen zu sein – all das lässt sie spüren: Ich bin nicht allein.
Unser Motto fasst zusammen, was hier geschieht: „We dress the wound, God heals it.“ Wir tun, was wir tun können – mit Professionalität, Geduld und Hingabe. Doch wir wissen, dass Heilung immer größer ist als alles, was menschliche Anstrengung bewirken kann. Gott ist derjenige, der vollendet, was wir beginnen dürfen. Dieses Bewusstsein schützt uns vor Überforderung und bewahrt unsere Dankbarkeit.
Ein Jahr bedeutender Fortschritte – dank Eurer Unterstützung
Neben dem inneren Wachstum und dem guten Geist in der Belegschaft durften wir 2025 auch viele sichtbare Verbesserungen umsetzen – oftmals mit Eurer wertvollen Unterstützung:
1. Infrastruktur und Bauvorhaben
• Bau eines Hauses für Ärzte im Praktikum, finanziert von Unterstützern der Organisation CUAMM.
• Renovierung und Erweiterung des Operationssaales, dank der großzügigen Hilfe der Unterstützergruppe aus Mailand. Diese Maßnahme wird im Februar-März dann abgeschlossen sein. Viele Einrichtungsgegenstände kamen aus Deutschland.
• Erweiterung des Labors durch Einrichtung eines neuen Mikrobiologie-Bereiches.
• Renovierung des Eingangsbereiches der Röntgenabteilung.
2. Stärkung unserer Stromversorgung – Solarenergie, ein großer Schritt in die Zukunft
Die Hilfe kam von der Erzdiözese Stockholm, dem Eine-Welt-Kreis Zell und dem Land Oberösterreich, der Dreikönigsaktion Österreich und ProCent, also der Belegschaft von Mercedes und Einzelspendern.
• Bau eines neuen „Power Hauses“ zur zentralen Steuerung unseres wachsenden Energiesystems.
• Installation von elf modernen Solar-Großbatterien in einem gesicherten, klimatisierten Raum.
• Integration eines neuen UPS-Systems, das Solar, Generator und Stromnetz automatisch und zuverlässig koordiniert.
• Installation von 72 leistungsstarken Solarpanelen auf dem Dach des Technical Department – ein großer Schritt zur Senkung unserer Energiekosten.
• Komplettsanierung der Hauptstromleitung, neue zentrale Verteilerschränke und die Verbesserung der „Gebäudevererdung“, sowie Erneuerung der Verteilerkästen in den verschiedenen Abteilungen.
3. Wasser – die Grundlage des Lebens
• Wiederaufbau des einfachen Pumpenhauses unseres Bohrbrunnens.
• Neue Wasserleitung von Lolain East bis zum Haupttank, inklusive Graben- und Rohrarbeiten.
• Anbringung weiterer Dachrinnen und ein neuer Wassertank für die Unterernährten-Abteilung.
4. Weitere Verbesserungen
• Stabilisierung des Warteplatzes vor dem Labor
• Reparaturen der Kamine der Hauptküche des Hospitals und der Krankenpflegeschule;
• Diverse Reparaturen und sicherheitsrelevante Maßnahmen im gesamten Krankenhaus.
• Erweiterung der Sauerstoffanlage, die nun 120l/Min an Sauerstoff generiert.
Diese Projekte tragen wesentlich dazu bei, dass wir langfristig verlässlich, sicher und nachhaltig arbeiten können – und sie wären ohne Eure Hilfe nicht möglich gewesen.
Alles wirkt zusammen – wie in der anderen Weihnachtsgeschichte.
Wenn wir auf das Jahr zurückblicken, wird mir bewusst: Der „verheilte Knochen“ als Geburtsstunde der Zivilisation ist nicht nur eine anthropologische Erkenntnis, sondern auch eine zutiefst weihnachtliche Botschaft. Weihnachten erzählt von einem Gott, der Mensch wird, um bei uns zu bleiben. Von einer Liebe, die nicht fernbleibt, sondern sich neigt, berührt, trägt. Von einem Licht, das unsere Wunden nicht übersieht, sondern heilt. In Matany versuchen wir, ein kleines Abbild dieser Fürsorge zu leben – Tag für Tag, Patient um Patient, Hand in Hand.
Ein Dank von Herzen, auch im Namen des gesamten Teams
• für jede Unterstützung
• jedes Gebet
• jeden Rat
• jedes stille Mittragen
• und jeden Euro, der unsere Arbeit möglich macht.
Sie helfen uns, auch im neuen Jahr wieder jene Fürsorge zu leben, die für Margaret Mead das erste Zeichen menschlicher Zivilisation ist, und – stets auf Weihnachten hin ausgerichtet – unser Christsein zu bezeugen, indem wir Menschlichkeit bewahren.
Gesegnete Weihnachten und ein gutes, friedvolles neues Jahr!
Möge die Freude dieser Tage Euch begleiten, möge die Dankbarkeit unser aller Herzen erfüllen, und möge der Friede Christi in Eurem Zuhause und Eurem Leben spürbar sein.
In großer Verbundenheit
Euer Br. Günther Nährich mit Team
Matany Hospital, P.O. Box 46, Moroto – UGANDA –
Mail: gn@comboni.de
Bankverbindung: Comboni-Missionare DE66 6145 0050 0110 6170 15
Verwendungszweck „Matany Hospital“
