Der kongolesische Comboni-Missionar Pater Emmanuel Denima Darama unterrichtet seit zehn Jahren Philosophie am Priesterseminar in Juba. Er berichtet von seinen Erfahrungen.
Meine Aufgabe ist es, am Priesterseminar St. Paul in Juba Philosophie zu unterrichten. Die Einrichtung wurde von den Comboni-Missionaren mitbegründet. Wir nehmen Seminaristen aus den sieben Diözesen des Südsudan und den zwei Diözesen des Sudan auf. Die beiden Länder bilden eine gemeinsame Bischofskonferenz, und dies ist ihr einziges Priesterseminar. Aufgrund des Krieges war es eine Zeit lang nach Khartum verlegt und kehrte 2011, nach der Unabhängigkeit des Südsudan, an seinen ursprünglichen Standort Juba zurück.
Es fiel mir schwer, diesen Lehrauftrag anzunehmen, der mir 2014 erteilt wurde. Mein Wunsch wäre es gewesen, in einee der sudanesischen Gemeinden zurückzukehren, in denen ich Jahre zuvor einen bereichernden pastoralen Dienst verrichtet hatte. Die Aufgabe des Unterrichtens ist nicht so dankbar, weil sie viel Vorbereitung erfordert, aber nach und nach entdeckte ich die Bedeutung dessen, was ich tue. Die Philosophie hilft uns zu denken und gibt unseren Schülern einen kritischen Geist, der ihnen hilft, sich von Sentimentalitäten zu befreien. Ich empfinde meinen Dienst als hundertprozentig missionarisch, denn ich arbeite daran, die Kirche von morgen aufzubauen. Ich wohne nicht im Seminar, sondern in der Gemeinde Moroyok, wo ich junge angehende Comboni-Missionare begleite.
Das Seminar liegt dreizehn Kilometer von unserem Haus entfernt, und ich gehe von Montag bis Freitag zum Unterricht dorthin. Ein Team von etwa acht Diözesanpriestern aus verschiedenen Teilen des Landes leitet das Institut und ist zuständig für die Ausbildungsbegleitung der Seminaristen. Sie sind alle ortsansässig. Das Schuljahr beginnt im März und endet im Dezember. In diesem Jahr haben wir etwa 150 Seminaristen, die drei Jahre Philosophie und vier Jahre Theologie studieren.
Die schwerwiegendsten Probleme, die wir haben, sind das niedrige Bildungsniveau der Studenten und ihre geringen Kenntnisse in Englisch, der Sprache, in der wir unterrichten. Außerdem haben alle unsere Studenten direkt oder indirekt den Krieg erlebt und sind manchmal ein wenig gewalttätig. Die grundlegende Herausforderung, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, ist jedoch das Stammesdenken, das im Südsudan viel stärker ausgeprägt ist als zum Beispiel in meinem Heimatland, der Demokratischen Republik Kongo.
Die Menschen identifizieren sich stark mit ihrer ethnischen Zugehörigkeit, und die Dinka betrachten beispielsweise die Nuer als ihre Feinde und umgekehrt. Nach der Ankunft der Studenten im Seminar versuchen wir, ihnen zu helfen, sich besser kennenzulernen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern. Obwohl sie in den ersten Jahren immer kleine Gruppen bilden, erkennen sie im Zusammenleben, wie falsch die ethnischen Vorurteile sind, und beginnen, Freundschaften zu schließen. Es ist wunderbar, das zu erleben.
Andere Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind, sind Stromausfälle, die schlechte Qualität unserer Bibliothek, insbesondere der philosophischen, oder die hoffnungslos langsame Internetverbindung. Ein weiteres Problem, das Anlass zur Sorge gibt, ist die hohe Zahl der Studienabbrecher in den letzten Jahren der Ausbildung. Wenn die Seminaristen eine solide Ausbildung haben, neigen einige von ihnen dazu, statt der Kirche zu dienen, einen gut bezahlten Arbeitsplatz bei einer Nichtregierungsorganisation oder einem internationalen Unternehmen anzunehmen. Dank der Unterstützung des Heiligen Stuhls und einiger internationaler Organisationen verfügt das Seminar über gute Einrichtungen, und alle Theologiestudenten haben ihre eigenen Zimmer.
Ich bin jetzt seit zehn Jahren in Juba, und einige meiner ehemaligen Studenten sind heute Priester oder Diakone, die in ihren Diözesen arbeiten. Das erfüllt mich mit großer Zufriedenheit, denn ich sehe, dass meine Bemühungen zum Wohle der Kirche Früchte tragen.
Pater Emmanuel Denima Darama