Bei meiner Ankunft im Tschad erhielt ich zwei große „Geschenke“: Ich wurde in die Umgebung von Kilwiti entsandt und mit der Betreuung des örtlichen Gefängnisses beauftragt. Es handelt sich um zwei Orte in der „Peripherie“, sowohl geografisch als auch existentiell. Ich widme einen Großteil meiner Zeit diesen beiden Gegebenheiten.
Seit Ostern fahre ich früh morgens nach Kilwiti, um an der Messe um 5.30 Uhr teilzunehmen. Ich breche nachts auf, wenn niemand auf der Straße ist (außer denen, die Brot verteilen), und fahre mit offenem Fenster, um etwas frische Luft zu schnappen. Ich brauche 45 Minuten, um die Pfarrei zu erreichen. Dort warten die Neugetauften mit ihren weißen Kleidern und ihren Lampen auf mich. Ich nutze die Gelegenheit für eine kleine morgendliche Katechese über Jesus, im Anschluss gehen sie zur Schule. Seit dem zehnten Jahrestag von Papst Franziskus‘ Laudato si‘ treffe ich mich nach der Messe mit den Schülern und spreche mit ihnen über den Respekt vor unserem „gemeinsamen Haus“. Ich unterrichte in den ersten beiden Stunden, bevor es heiß wird. Ich habe den Kleinen auch das Lied „Laudato si‘, mi Signore“ beigebracht, zu ihrer und meiner großen Freude.
Man kann viel über Gott, den Schöpfer, und über „Mutter Erde, die uns ernährt und erhält“ sagen, ausgehend von der Wirklichkeit, die uns umgibt, von den mit Plastik und Müll verstopften Straßen… Es macht mich traurig, dass die Kinder, die praktisch in einer Gegend leben, die in den letzten Jahren zu einer regelrechten Wüste geworden ist, nicht wissen, was eine Blume, ein Berg, das Meer ist… Hier gibt es keine Bäume. Diese Kinder haben noch nie ein Nest gesehen oder Vogelgezwitscher gehört. In diesen Gebieten gibt es praktisch kein Grün. Ein Großteil der Schönheit der Schöpfung bleibt ihnen aufgrund der äußerst schwierigen Umweltbedingungen verwehrt. Ich verbringe drei Vormittage (montags, mittwochs und freitags) so, in Gesellschaft der Schüler, ihrer Lehrer und einiger anderer Erwachsener.
Samstags hingegen ist der Tag des Gefängnisbesuchs. Zwei Ordensschwestern begleiten mich. Manchmal ist auch ein Christ dabei, der ein Werk der Barmherzigkeit vollbringen möchte. In letzter Zeit haben die Behörden die Kontrollen verschärft, was das Leben der Häftlinge erschwert. Und so erfahren die Häftlinge statt der von Papst Franziskus geforderten Nachsicht Härte, Strenge und oft auch erbitterte Unterdrückung. Schon oft habe ich mich gefragt, was ich tun könnte, um die Situation ein wenig zu verbessern. Jetzt erleben die Häftlinge das Gebet und die Eucharistiefeier als Momente des Lebens und der Freude. Nächste Woche werden sieben von ihnen getauft, und auch das wird ein freudiger Anlass sein (auch weil wir ihnen an diesem Tag dazu verhelfen werden, ein etwas reichhaltigeres Mittagessen als sonst zu bekommen). Bei diesem Dienst in den Gefängnissen habe ich die Bereitschaft der Brüder der Christlichen Schulen gefunden. Sie haben sich bereit erklärt, einige Ausbilder für kurze Kurse in Tischlerei und Schweißen zu schicken. Wir sollten in wenigen Tagen mit diesen Kursen beginnen.

Den Sonntag verbringe und erlebe ich mit der großen christlichen Gemeinschaft: Mehr als tausend Gläubige versammeln sich mit ihren Brüdern und Schwestern, um Gott zu preisen und zu feiern. Nach der Messe wartet immer eine Gruppe auf mich, um etwas zu lernen oder sich zu unterhalten: Jugendliche, Katecheten, Gemeindeleiter, Firmlinge…
Dabei helfen mir etwa dreißig Katecheten, die die Katechumenen, die Jugendlichen und die Verantwortlichen der Gemeinde unterrichten. Bei der Hitze dieser Tage muss ich mich mittags geschlagen geben… Sie hingegen machen mit ihrem Unterricht weiter. Sie haben es nie eilig, aufzuhören.
Ich danke dem Herrn, dass er mir sowohl die Kraft gibt, meinen missionarischen Dienst fortzusetzen, als auch die Möglichkeit, mich auszuruhen. Und ich danke ihm auch, dass so viele Menschen für mich beten und mich ermutigen.
Pater Renzo Piazza, mccj