Warum Bischof Daniel Comboni an der Krippe kniet

Warum Bischof Daniel Comboni an der Krippe kniet

Im Eingangsbereich des Missionshauses Ellwangen, vielen bekannt als Josefinum, steht jedes Jahr in der Advents-und Weihnachtszeit eine Krippe, die der 2016 verstorbene Ellwanger Studiendirektor und Krippenbauer Dr. Johannes Hils einst gestaltet hat. Seine Krippen sind bekannt für ihren regionalen Bezug und die Berücksichtigung von Personen, die für die Weitergabe des Glaubens in der lokalen Geschichte von Bedeutung waren. So wundert es nicht, dass einer der Weisen aus dem Morgenland die Gesichtszüge unseres Ordensgründers, des Hl. Daniel Comboni, trägt. Seine Überlegungen hat Johannes Hils auf humorvolle Weise selbst zusammengefasst:

Ein Krippenwunsch für die Combonis!? – „Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt, Père José. Natürlich gern – aber noch in diesem Jahr?“

Da stößt mich nachts mein Engel wach. „Schieb nichts auf, du weißt nicht, wie lange du noch wirken kannst!“ Am folgenden Morgen wird begonnen, und als der Tag sich neigt, schaut mich freundlich ein wohlgelungenes Madönnlein an. Ihr Charme wirkt wahre Wunder, denn die Arbeit schreitet rüstig voran. Als Père José uns besucht, empfängt ihn bereits eine muntere Schafherde mit ihren Hirten, denen man anmerkt, dass sie jedes einzelne Schäflein in ihr Herz geschlossen haben. „Super“, lobt der überraschte Pater. „Jetzt nur noch die drei Weisen, dann hast du’s geschafft.“ Wie leicht sich das anhört. Als ob die Weisheit dem Künstler in den Schoß fiele. Eine Idee muss her, der Stern muss aufleuchten, damit die Weisen den Weg finden. Wieder muss ein Traum zu Hilfe kommen.

Es war, als stünde ich auf dem Petersplatz in Rom. Bischof Daniel Comboni ist soeben von Papst Johannes Paul heiliggesprochen worden, das bedeutet, der Papst hat bestätigt, was im Himmel schon längst bekannt war. Das Volk Gottes in Rom, auf dem Erdkreis und in Ellwangen jubelt vor Freude. Der Neugeheiligte entschwebt wie ein neukreierter Kardinal überglücklich in die himmlischen Gefilde.

Als ihn aber Gabriel, der Botenengel, kommen sieht, schlägt er über dem Kopf die Flügel zusammen, und es entfährt ihm: „Schon wieder ein Heiliger! Woher sollen wir nur den Platz nehmen?“ St. Petrus, der diesen Ausruf mitkriegt, eilt sofort herbei. „Aber Gabi, wie redest du nur? Das ist doch kein Spruch für einen Erzengel! Herrscht nicht im Himmel eitel Freude über jeden, der es endlich geschafft hat! Und außerdem – wenn mein geliebter Mitbruder und Nachfolger im päpstlichen Amt in Rom etwas verbindlich festlegt, dann hat dies der ganze Himmel zu akzeptieren. Wie heißt es doch bei Matthäus 16 – die Stelle war mir mal wichtig – aber jetzt – mein Gedächtnis – Gabriel, hilf mir, du warst doch immer bibelfest!“ „Ja, lieber Petrus. Was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein!“ „Gut, sehr gut, Gabriel!“ „Aber trotzdem, lieber Papa Petrus, die Raumnot, die Raumnot! Wohin nur mit den zahlreihen Seligen und Heiligen, die allein Johannes Paul entdeckt hat? Und dazuhin – großzügig, wie der gütige Papa ist – was tun, wenn dann noch die Unheiligen aus dem Volk Gottes angeschwebt kommen, und jeder zu uns rein will?“

„Beruhige dich nur, lieber Gabriel; unser weiser Schöpfergott hat in seiner ewigen Planung auch in den Himmel die Evolution eingeschaffen, so dass sich mit jedem Neuzugang die himmlischen Gefilde weiten nach dem biblischen Trostwort: ‚Im Haus meines Vaters gibt es viel Wohnungen‘. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: ‚Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten‘ (Joh 14,2)? So, lieber Gabriel, nimm unseren lieben Mitbruder im bischöflichen Amt, Daniel Comboni, freundlich auf und weise ihm eine schöne Aufgabe zu!“

Erleichtert durch den gütigen Zuspruch des Apostels reicht der gestärkte Erzengel dem Neugeweihten und –geheiligten die Hand und führt ihn nach Betlehem, wo gerade den Menschen der Heiland geboren ist. „Wie wäre es, lieber Comboni, mit einer Rolle als König bei den Weisen aus dem Morgenland?“ Sofort ist Comboni dazu bereit. Sogleich nimmt er zwei tüchtige Missionare mit, einen Sternträger und einen Weihrauchspender.

Und so steht Bischof Daniel Comboni dieses Jahr tatsächlich als heiliger Dreikönig an der Krippe des Ellwanger Josefinums.

Dr. Johannes Hils (), Weihnachten 2003

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