Markus 7,24-30: Die kleinen Hunde unter dem Tisch fressen die Brosamen der Kinder.
Im heutigen Evangelium überrascht uns, dass Jesus der Frau zunächst nicht helfen will. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass damals jedes Volk seine eigenen Götter hatte und die Juden das Heil vor allem für ihr Volk erwarteten. – In Israel standen Reinheit und Heiligkeit im umgekehrten Verhältnis zur Entfernung vom Tempel in Jerusalem: Die Galiläer wurden bereits mit Misstrauen betrachtet. Die Begegnung Jesu mit der Frau findet in Tyrus statt, also außerhalb der Grenzen Israels, außerdem ist diese Frau Syrophönizierin (zwei historisch mit Israel verfeindete Völker!) und sie spricht sogar Griechisch!
Die ersten Christen und auch die, welche die Geschichten von Jesus überliefert hatten, glaubten zunächst noch, dass ihr Gott nur für sie da war. Das heutige Evangelium reflektiert sozusagen die Erfahrung der ersten Christen, die wie Jesus von dem tiefen Glauben der Frau gelernt hat, langsam auch begriffen, dass Gott, der Vater aller Menschen ist, und dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Das war für die Juden damals ein unglaublich großer Schritt, der uns auch in der Apostelgeschichte immer mal wieder begegnen wird: Können auch die Heiden gerettet werden?
Überlassen wir es Gott, die Herzen der Menschen zu beurteilen, die wir noch als „Fremde“ betrachten, nur weil sie nicht unsere Glaubenserfahrung gemacht haben. In den Augen Gottes gibt es keine „Fremden“!