Apg 6,8-15/ Joh 6,22-29
Nach der Auferstehung beginnt die Schar der Jünger zu wachsen. Aber bis aus der kleinen Gemeinde in Galiläa oder Jerusalem eine Bewegung wird, die die gesamte Welt erfasst, ist es ein langer Weg.
Die Lesungen in diesen Tagen zeigen uns wie es passiert ist: Den Anfang dazu macht ein wichtiges Ereignis in der Urkirche, deren Vorzeichen wir in der ersten Lesung heute hören: die Loslösung der christlichen Urgemeinde in Jerusalem vom jüdischen Tempelkult.
Während die Apostelgeschichte zunächst davon berichtet, dass sie täglich den Tempel besuchten und an den jüdischen Gebetszeiten teilnahmen, kommt es nach und nach zu Spannungen zwischen den Juden-Christen, denen der Tempel-Kult von Kindheit an geläufig war und den Hellenisten, die damit nichts anfangen konnten. Dabei kam ihnen eine theologische Aussage zu Hilfe, die auch Paulus vertrat, dass nämlich das Sühneopfer Jesu Christi am Kreuz alle anderen Opfer überflüssig mache. Sein Opfertod war das Ende der Tempelopfer.
Morgen hören wir, wie der Streit eskaliert und Stephanus, der selber Grieche war, gesteinigt wird. Seine Griechisch sprechenden Mitchristen wurden aus Jerusalem vertrieben, so dass sich dadurch die Kirche im griechisch-sprachigen Raum ausbreitete, wohin Jesus selbst nie gekommen war.
Anstelle des Tempelkults mit seinen Opfern sollte etwas anderes kommen, der Glaube an den Auferstandenen Christus. Die Grundlagen dafür werden im heutigen Evangelium gelegt, das die Brotvermehrung, die Speisung der Tausenden, mit der Brotrede Jesu über das wahre Brot verbindet, das der Vater vom Himmel gibt – und von dem wir auch morgen mehr hören werden. Brot wird zum Zeichen für Jesus, zum Sakrament. Christen brauchen nun keinen Tempelkult mehr mit seinen Tieropfern. Das neue Opfer ist die Eucharistie, auf Deutsch Dank: Dank dafür, dass uns Gott, weil er uns liebt, alles schenkt: unsere Schuld, unseren Glauben, einen neuen Lebensweg und Lebensstil; den Lebensstil Jesu Christi. Es ist das Zusammenleben der Kinder Gottes in der Gemeinschaft der Erlösten, das ist die Osterbotschaft.