Mittwoch der dritten Fastenwoche

Mt 5, 17-19 Wer die Gebote lehrt und hält, wird im Himmelreich als groß angesehen werden

Jesus wird beschuldigt, ein Anarchist zu sein, die Sitten zu unterwandern, ein Gotteslästerer zu sein, weil er das Gesetz nicht respektiert. Heute jedoch behauptet er, das Gesetz zu befolgen, und verlangt, dass es gewissenhaft eingehalten wird. Wer hat Recht?

Die Pharisäer respektierten das Gesetz und verlangten natürlich, dass es eingehalten wird. Aber es handelte sich nicht um das Gesetz, das Gott dem Mose am Sinai gegeben hatte, sondern um die mehr als sechshundert Vorschriften der mündlichen Überlieferung, die sich im Laufe der Jahrhunderte angesammelt hatten und die Jesus energisch bekämpfte. Indem sie heilige Gebote mit frommen Andachten, theologische Ansichten mit einfachen und fragwürdigen Gewohnheiten vermischten, hatten die Rabbiner und die Schriftgelehrten alles auf die gleiche Stufe gestellt, wie es uns heute manchmal passiert, und damit eine große Verwirrung gestiftet. Wenn wir uns dem Glauben nähern, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass nicht alles gleich ist: Es gibt wesentliche Säulen des Glaubens, dann folgen Überlegungen und schließlich die Traditionen der einzelnen Gemeinschaften und Priester.

Biblisch gesehen, kommen die Gesetze von Gott und sind Wegmarken, die uns helfen sollen, dass unser Leben gelingt. Vorschriften helfen das Leben zu organisieren und gerechter zu machen. Deswegen muss Israel  sich auch immer wieder daran erinnern. Jesus macht deutlich, dass er das Alte nicht abschaffen, sondern es mit neuem Leben füllen und erfüllen will.

Nicht einmal der kleinste Buchstabe im Gesetz soll vergehen. Alles soll befolgt werden, was seit Urzeiten in der Bibel schon aufgeschrieben ist; auf die Auslegung kommt es an: Jesus will, dass Gesetze nicht der Bereicherung einiger weniger, sondern wieder dem Wohle der Menschen dienen.

Vielleicht ist es nicht schlecht jetzt in der Fastenzeit darüber nachzudenken, welche Bedeutung die kleinen Dinge für unser geistliches Leben haben, diese unscheinbaren Ereignisse unseres Alltags: die kleinen Pflichten und Dienste, die kleinen Möglichkei­ten der Selbstüberwindung, die kleinen Leiden und Freuden, die sich so im Laufe eines Tages ergeben und die auf den ersten Blick ganz nebensächlich zu sein scheinen.

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