Auf der Suche nach einem großen Bundeskanzler oder Kanzlerin führen wir gerade politische Interviews durch, um zu sehen, wer sich am besten profiliert, die besten Sachkenntnisse verkaufen kann oder die Nerven behält in der Auseinandersetzung im Richtungsstreit der Lager.
Im Evangelium haben wir auch diese Konflikt-situation und unterschiedliche Antworten. Da ist Jesus, der einen stillen abgelegenen Ort sucht, um den Jüngern seine Zukunft aufzuzeigen. Es handelt sich um keine angenehme Wahrheit, sondern um Leiden und Tod und der überraschenden Aussage von der Auferstehung. Doch wollen oder können das die Jünger fassen? Es heißt, „sie verstanden das Wort nicht und fürchteten sich, ihn zu fragen.“ (9,32)
Wollen wir in die Zukunft schauen mit den Umweltkatastrophen? So wenig wie wir Ausschwitz mit Gott in Verbindung bringen können, so wenig können wir das Lebensschicksal Jesu begreifen. Und doch können wir diese Wirklichkeiten nicht ungeschehen machen.
Dann wollen wir wissen, welcher Politiker der Größte ist. Es geht gar nicht mehr um das Programm oder Anliegen der Politiker, sondern wer macht den besten Eindruck, hat das beste Profil. Damit beschäftigten sich die Jünger auch lieber, denn jeder wollte der Größte sein. Nach zwei tausend Jahren sind wir nicht klüger geworden, es geht immer noch um Schein statt Sein.
Jesus hält den Jüngern den Spiegel vor, euer Einsatz, eure Zugehörigkeit zu Gott zählt, nicht eure Profilierungssucht oder politische oder religiöse Karriere, sondern Dienst zum Wohle aller. Jesus zeigt an einem Kind, was echte Größe ist. Er stellt es in die Mitte, das heißt, es soll Mittelpunkt eurer Arbeit und Mühens sein. Er schließt es in die Arme, das heißt, Liebe und Nähe zu einem hilflosen Geschöpf sind entscheidend. Und dies ist das Wichtigste für den Erwachsenen, er muss ein Kind annehmen, Ja dazu sagen, so wie Jesus vom nicht leiblichen Vater Josef akzeptiert wurde und die Anerkennung vom Vater im Himmel als geliebter Sohn erhalten hat. So haben wir es zu machen bei jedem Kind, das zur Welt kommt, sei es geplant oder ungeplant, gewünscht oder nur Zufall, es ist immer ein Kind Gottes und verdient unsere Bejahung und Liebe.
Charlotte Sachs
15.9.2021