Jesus nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn aus dem Dorf hinaus. Er legte ihm die Hände auf die Augen und fragte: „Siehst du etwas?“ Der Mann blickte auf und antwortete: „Ich sehe Menschen, die wie Bäume aussehen und gehen.“ Dann legte er dem Mann ein zweites Mal die Hände auf die Augen, und er sah wieder klar und deutlich. Markus 8,23-25
Der Blinde aus Bethsaida, dem Geburtsort von Petrus und Andreas, wurde nach und nach geheilt, in zwei aufeinander folgenden Phasen. Es ist berührend zu hören, wie der Blinde eine nur eine kleine Verbesserung zugibt. er ist nicht auf einmal ganz geheilt, er sieht, aber nicht die Wirklichkeit. Dazu raucht es Zeit und eine erneute Zuwendung Gottes.
Die ganzheitliche „Heilung“ ist ein progressives Ereignis, das sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt. Es kann Momente starker, intensiver Begegnungen während einer Einkehr, einer Pilgerreise, einer Erfahrung von Bewegung geben. Aber das ist der Ausgangspunkt, nicht das Ende: Es braucht ein ganzes Leben und viele Fehlschläge, um unser Herz zu bekehren, es braucht viel Geduld, um zur vollen Erkenntnis unserer selbst und Gottes zu gelangen. Wir brauchen Zeit, wir brauchen Geduld, wir brauchen Aufgeschlossenheit, wir brauchen Mut, um den Herrn durch unser Leben gehen zu lassen und es radikal zu verändern. Der Evangelist Markus betont den konkreten Aspekt des Handelns Jesu: den Speichel, die Berührung, die Handauflegung, als ob er das eigentliche Handeln des Herrn vorwegnimmt, das sich immer durch Zeichen, durch Sakramente vollzieht. Glauben wir also nicht, dass wir angekommen sind, sondern vertrauen wir auf das Handeln des Herrn, lassen wir uns von den Zeichen seiner Gegenwart erreichen.