Pater Giuseppe Ambrosoli – Ein Jahr nach der Seligsprechung – Teil 4

Pater Giuseppe Ambrosoli – Ein Jahr nach der Seligsprechung – Teil 4

Die geheime Quelle

Woher nimmt er die Kraft für alle diese Tätigkeiten und den Mut, in so schwierigen Zeiten weiterzumachen? Pater Ambrosoli fehlt es sicherlich nicht an ungewöhnlichen Führungsqualitäten. Die Quelle seiner vielfältigen und unermüdlichen Tätigkeit liegt jedoch ganz woanders.

Im April 1973 schrieb er an seine Freunde der Caritas in Bologna: „Es scheint mir, dass dies genau der richtige Zeitpunkt ist, um zu zeigen, dass wir nicht für unsere eigenen Interessen arbeiten. Mir scheint, dass dies für uns nicht der Moment ist, um wirtschaftliche, sondern um geistliche Hilfe zu bitten, damit der liebe Gott das ugandische Christentum retten kann“. Ambrogio Okulu, ein Acholi-Parlamentsabgeordneter, schrieb in einer posthumen Schilderung jener dramatischen Zeiten: „Als er 1956 ankam, erlebte [Pater Ambrosoli] die sechsjährigen politischen Auseinandersetzungen, die Uganda die Unabhängigkeit von den Briten brachten. Danach erlebte er die erste Diktatur von Obote und die Militärdiktatur von Amin. […] All diese widrigen Umstände veranlassten Dr. Ambrosoli zu noch härterer Arbeit und brachten ihm die Wertschätzung derjenigen ein, die die Missionare hassten. […] In den Umwälzungen Ugandas zu jener Zeit trat Dr. Ambrosoli religiösen Zeloten, rachsüchtigen Politikern und undisziplinierten Armeeoffizieren gleichermaßen mutig entgegen. Er wich keinen Schritt aus Angst vor ihnen zurück“.

Pater Giuseppe hat nicht nachgegeben und gibt auch weiterhin nicht nach, weil eine Reihe von festen Überzeugungen sein Handeln bestimmt. In einem Brief an Professor Canova vom C.U.A.M.M. zählt er drei auf, die er für grundlegend hält: „Die erste und wichtigste ist der Geist Christi, der ihn antreibt, für die Ausbreitung des Reiches Gottes zu arbeiten; die zweite ist der Opfergeist und die dritte eine gute berufliche Vorbereitung“.

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Er gibt zu, dass die Chirurgie „auch einen deutlichen psychologischen Einfluss auf die Menschen hat, im Vergleich zur Unwirksamkeit der örtlichen Heiler“. Die Basis, von der alles ausgehen und auf die sich alles beziehen muss, ist jedoch eine Aussage, die er im September 1957, etwas mehr als ein Jahr nach seiner Ankunft in Kalongo, niederschrieb: „Ich muss versuchen, den Meister zu ‚verkörpern‘, als er die Kranken heilte, die zu ihm kamen“. Ein christologischer Glaube, der bereits sein Leben als Universitätsstudent geprägt hatte, bei der Betreuung der Jugend der Katholischen Aktion in Uggiate. Schon damals schrieb er an einen Freund: „Unsere kostbare Zeit, die wir der Katholischen Aktion widmen, hat stets einen übernatürlichen Zweck, und es besteht keine Gefahr, dass sie in unnützen Dingen vergeudet wird, denn diese Arbeit bringt uns immer näher zu Christus!“

Der Polarstern ist also Christus, der in den schwierigsten Momenten gegenwärtig ist, was ihn zu der zentralen Formulierung seines evangelisierenden Handelns führt: „Gott ist Liebe. Es gibt einen Nächsten, der leidet, ich bin sein Diener“. Es ist kein Schlagwort, sondern eine Konkretisierung dessen, was er in seinem „Buch der Seele“ (Tagebuch) geschrieben hat: „Ich muss Dich allein und im Kreuz suchen“; „wir müssen in den Kreis der Dreifaltigkeit eintreten […] und Jesus auf seinem Weg zum Kreuz ein wenig näherkommen“; „[Ich] will akzeptieren, gestört zu werden“, das heißt, wie Jesus mit anderen, unter anderen und für andere zu leben. Ambrosoli macht von Anfang an klar, dass er nicht beabsichtigt, die vielen Werke um jeden Preis zur Schau zu stellen, ein Orkan zu werden, der ihn am Ende zum Sklaven seiner selbst und seines Rufes macht.

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