Einen Weinberg… (27. So. i. J. – Mt 21, 33-44)

Einen Weinberg… (27. So. i. J. – Mt 21, 33-44)

Dass es überhaupt so viele Steine geben kann, wie sie in Israel an der Oberfläche erscheinen, das scheint unvorstellbar. Man muss wohl Steine lieben, wenn man dieses Land gern hat. Für den aber, der etwas anpflanzen will, können Steine zum wirklichen Kampf ums tägliche Brot werden. Vielleicht ist gerade darum der Weinberg, die Weintraube, zum Symbol des Volkes Israel geworden, weil er den Menschen, der ihn bearbeitet, so unendlich viel Liebe und Kraft kostet. Die Liebe Gottes zum auserwählten Volk ist der Liebe des Menschen vergleichbar, der sich um seinen Weinberg müht, der ihn immer und immer wieder neu entsteint, düngt und bepflanzt und auf gute Früchte hofft.

Wachtürme hat man früher in die Weinberge gebaut, um sie zu beschützen, denn die Frucht des Weinstocks war den Menschen aller Zeit lieb und teuer. Vielleicht hat es auch darin sein tiefes Fundament, dass Jesus seine Kirche und sich selbst mit dem Weinstock verglich.

Die Liebe Jesu zu seinem „Weinberg“ Kirche ist sicher nicht kleiner geworden, aber wer in der Kirche fühlt sich noch angesprochen, wenn es darum geht, Steine aufzusammeln, den Boden zu bereiten, Wachturm zu sein? Das Feld, in dem heute zu arbeiten ist, ist sicherlich nicht weniger steinig als der Boden Israels. Aber es werden immer weniger, die sich auf den Weg machen, im Weinberg des Herrn zu arbeiten.

Ob es daran liegt, dass wir die Steinmauern um uns herum schon zu hoch aufgeworfen haben, so dass man vor lauter Kirche keinen Jesus mehr sieht; oder daran, dass unsere Wachtürme so gut besetzt sind, dass sie jeden Ankommenden vertreiben? Vielleicht sind wir aber auch zu einem Häufchen elend Klagender geworden, die selbst nur noch Steine sehen?

Bruder Immanuel Jacobs OSB

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