Pater Dr. Jorge Naranjo Alcaide: Der Krieg im Sudan und die Konsequenzen

Pater Dr. Jorge Naranjo Alcaide: Der Krieg im Sudan und die Konsequenzen

Der Comboni-Missionar Pater Dr. Jorge Naranjo Alcaide ist seit 2012 Leiter des Comboni College of Science and Technology (CCST), Hochschule in Khartum (Sudan). Die erste Comboni-Schule in Khartum wurde 1929 eröffnet. Seit 2001 ist das CCST eine interreligiöse gemeinnützige Hochschul-einrichtung, die mehrere Bachelor-Studiengänge anbietet und Kooperationen mit europäischen Universitäten (Offenburg, Valencia) hat. 45 % der rund 800 Studierenden stammen aus Flüchtlingsfamilien aus dem Südsudan und Eritrea. 2019 wurde ein Gründerzentrum für Startups eingerichtet.

Der Comboni-Missionar Pater Dr. Jorge Naranjo Alcaide ist seit 2012 Leiter des Comboni College of Science and Technology (CCST), Hochschule in Khartum (Sudan). Die erste Comboni-Schule in Khartum wurde 1929 eröffnet. Seit 2001 ist das CCST eine interreligiöse gemeinnützige Hochschul-einrichtung, die mehrere Bachelor-Studiengänge anbietet und Kooperationen mit europäischen Universitäten (Offenburg, Valencia) hat. 45 % der rund 800 Studierenden stammen aus Flüchtlingsfamilien aus dem Südsudan und Eritrea. 2019 wurde ein Gründerzentrum für Startups eingerichtet.

Seit Kriegsbeginn 2023 ist die Situation im Sudan dramatisch; Verwaltung und Teile des Colleges sind nach Port Sudan gezogen, wo einige Kurse vor Ort, andere aber online weitergeführt werden, insbesondere im Bereich Gesundheit und Krankenversorgung. Pater Jorge berichtete im Missionshaus Ellwangen über die Situation im Sudan, die allgegenwärtigen Schwierigkeiten im Bildungs- und Gesundheitsbereich und seine persönlichen Erfahrungen aus einem Land, das für die Comboni-Missionare das Kernland ihrer Mission und ihres Gründers des Hl. Daniel Comboni ist.

Rückblickend ist zunächst ist Umar al-Baschir zu nennen, ein ehemaliger sudanesischer Politiker, Revolutionär, Diktator und Soldat – so „Wikipedia“. Am 30. Juni 1989 übernahm al-Baschir mit einer Gruppe von Offizieren nach einem unblutigen Militärputsch die Macht im Sudan. Er war von 1993 bis zu seiner Absetzung durch das Militär im April 2019 Präsident des Landes.

Im Dezember 2018 fand in der Hauptstadt Khartum ein Aufstand durch junge Menschen statt. Viele von ihnen wurden verhaftet, gefoltert oder gar ermordet. Im Land wurde es zunächst ruhiger, als eine neue Regierung gebildet wurde. Zwei starke Gruppen spielten dabei eine Rolle: die Sudanese Armed Forces, kurzSAF, das Militär des Landes, sowie die Rapid Support Forces (RSF), also „Schnelle Unterstützungskräfte“ – eine islamische, paramilitärische Gruppe im Sudan.

Seit Mitte April 2023 versucht die RSF die Kontrolle im Sudan zu erlangen; an vielen Orten im Land greift sie Einrichtungen der Sudanesischen Streitkräfte und deren Regierung an. Analysten gehen von geschätzten 70.000 bis 100.000 RSF-Kämpfern im Sudan aus. Zugleich befinden sich im Land etwa 7,7 Millionen Binnenflüchtlinge, also Menschen, die im Sudan selbst Schutz suchen. Andere sind über die Landesgrenzen in den Südsudan und Tschad geflohen. Aufgrund weiterer Eskalationen sind mittlerweile viele von ihnen mehrfach vertrieben. Es gibt aber auch Menschen auf der Flucht aus Krisengebieten um den Sudan herum. Unter den Letzteren sind viele Christen. Das hat zur Folge, dass im bis dato islamisch geprägten Sudan etwa gleich viele Muslime wie Christen mit all ihrer kulturellen Vielfalt leben.

Comboni College Khartum: Blick auf das Gebäude der Universität

Für die Comboni-Missionare ist der Sudan „combonianisches Kernland“. Bereits der Gründer der Gemeinschaft, Daniel Comboni, arbeitete im Sudan. Die heutige schwierige Situation im Sudan, vor allem im Bildungs- und Gesundheitsbereich, hat sich über Jahre hinweg angekündigt. In der Tat haben die Comboni-Missionare viel für Erziehung und Bildung im Sudan geleistet. So entstand bereits 1929 das Comboni College mit Hauptabschlussmöglichkeiten und die Möglichkeit, eine weiterführende Schule zu besuchen. Gerade während der Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen, an denen in erster Linie Muslime beteiligt waren, drängte man die Missionare, eine Hochschule einzurichten. Tatsächlich kam dann die Zustimmung der dafür zuständigen Behörde. So wurde 2001 das „Comboni College of Science and Technology“ eingerichtet. Die Studierenden kamen und kommen natürlich aus dem Sudan selbst, aber auch von den benachbarten Ländern – unter ihnen viele Menschen auf der Flucht. Die Religionszugehörigkeit einer Person spielt dabei keine Rolle.

Als es jedoch abzusehen war, dass der Frieden zwischen den beiden Kriegsparteien nicht schnell zustande kommen würde, begann man, das College nach Port Sudan am Roten Meer zu verlagern. Vor allem praktisch orientierte Kurse finden in Port Sudan statt, das vom Krieg nicht erfasst ist.  Allerdings gibt es an der Hochschule theoretisch geprägte Lehrgänge, welche für die Studierenden ins Internet gestellt werden. Für die Studierenden ist die Situation oft nicht einfach: Immatrikulationsgebühren wollen bezahlt werden. Ohne Laptops geht nichts. Mobiltelefone sind erforderlich. Und wo soll das Geld bei Menschen auf der Flucht herkommen?

Und es wird geforscht: Es gibt in Afrika eine vergessene, aber chronische Krankheit mit dem Namen Myzetom.Letzteres wird vor allem durch Pilze verursacht, die in eine Wunde der Haut, zum Beispiel durch eine Verletzung mit Holzsplittern oder Dornen beim Barfußgehen, eingetragen werden. Einige europäische Institute konnten zur Erforschung der Krankheit gewonnen werden. Eines davon befindet sich im badischen Offenburg.

Pater Anton Schneider, mccj

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