Die Comboni-Missionare sind seit fast 47 Jahren im Tschad tätig und in allen Diözesen zu finden. Enrico Gonzales, ein italienischer Comboni-Brudermissionar, steht im Dienst der örtlichen Gemeinschaften.
Im Norden des Tschad sind wir in Abéché ansässig, das Teil eines Apostolischen Vikariats ist. Dieses Gebiet ist ein Zentrum für unsere kulturellen und pastoralen Aktivitäten und wegen seiner Nähe zu verschiedenen Gemeinden strategisch wichtig. Das Kulturzentrum, das ich in Abéché leite, bietet jungen Menschen Raum für kulturelle und pädagogische Aktivitäten und fördert den interreligiösen Dialog, der in einer überwiegend muslimischen Region von großer Bedeutung ist. Der interreligiöse Dialog ist ein wichtiger Teil unseres Auftrags. Im Süden des Landes sind wir in der Diözese Pala stark vertreten, wo wir eine Pfarrei leiten und über ein örtliches Krankenhaus in der Gesundheitsversorgung tätig sind. Durch diese doppelte Ausrichtung werden sowohl die spirituellen Bedürfnisse der Gemeinschaft als auch wichtige Gesundheitsdienste abgedeckt.
In der Diözese Doba leiten wir eine große Pfarrei, die an verschiedenen Entwicklungsprojekten beteiligt ist, einschließlich der Verbesserung der Infrastruktur, der Unterstützung der Landwirtschaft und der Bildung. Die Pfarrei ist eine zentrale Anlaufstelle für die Beteiligung der Gemeindemitglieder und spiegelt unser Engagement für die ganzheitlichen Bedürfnisse der Bevölkerung wider. In der südlichen Stadt Sar betreiben wir Ausbildungshäuser für Novizen und Postulanten. Diese Region ist stärker entwickelt und hat eine stärkere katholische Präsenz, und die Ausbildungshäuser spielen eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung neuer Missionare, die unsere Arbeit fortsetzen sollen. Zu unseren pastoralen Aktivitäten gehören die Gemeindepastoral, der Katechismus und die Jugendarbeit. Jede Gemeinde hat ihre eigenen Bedürfnisse, auf die wir mit maßgeschneiderten Programmen eingehen.
Der Tschad steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich auf unsere Mission auswirken. Die hohe Inflation und der Mangel an grundlegenden Gütern, der durch regionale Konflikte noch verschärft wird, haben die Gemeinschaften vor Ort unter Druck gesetzt. Trotz der Ölvorkommen konzentriert sich der Reichtum auf die Elite, und es wird kaum in soziale Dienste investiert. Viele Menschen arbeiten hart, haben aber mit den hohen Lebenshaltungskosten zu kämpfen, was zu weit verbreiteter Not führt. Als Reaktion darauf entwickeln die Comboni-Missionare selbsttragende landwirtschaftliche Projekte außerhalb von N’Djamena, um unsere Mission zu unterstützen und die lokalen Gemeinschaften zu entlasten. Diese Bemühungen zielen darauf ab, die wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen und die Ernährungssicherheit zu verbessern. Darüber hinaus fördert das „Zelt Abrahams“ in N’Djamena die Verständigung zwischen Christen und Muslimen, baut Brücken und fördert das friedliche Zusammenleben. Diese Initiative ist angesichts der komplexen religiösen Landschaft im Tschad besonders wichtig.
Die systembedingte Ungleichheit im Tschad ist tief verwurzelt und wird durch wirtschaftliche und politische Systeme aufrechterhalten, die die Elite begünstigen. Frühere Versuche, sich für die Sache einzusetzen, wie die von Bischof Rousseau von Doba, stießen auf erhebliche Hindernisse, die zu Repressionen und schließlich zu seiner Ausreise führten. Unser Engagement für einen Wandel wird durch die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden fortgesetzt, die sich mit Konflikten zwischen Bauern- und Hirtengemeinschaften befasst. Diese Arbeit fördert zwar den Frieden auf lokaler Ebene, befasst sich aber nicht direkt mit umfassenderen systemischen Fragen. Die katholische Kirche im Tschad ist vorsichtig, wenn es um politisches Engagement geht, da die Gefahr von Manipulation und Repressionen besteht. Frühere Erfahrungen, wie der nationale Dialog vor den jüngsten Wahlen, haben gezeigt, dass die Beteiligung der Kirche ausgenutzt werden könnte, was zu ihrem Rückzug aus dem Prozess führte.
Der pastorale Dienst im Tschad steht vor mehreren Herausforderungen. Die begrenzte Teilnahme an den Sakramenten und religiösen Aktivitäten, insbesondere im Norden, ist ebenso besorgniserregend wie der Mangel an Bildungsressourcen und ausgebildeten Katecheten. Kulturelle Unterschiede und die Vorherrschaft des Islam erschweren das Leben der Kirche in diesen Regionen. Eine weitere Herausforderung stellen die unterschiedlichen Ansätze zur Evangelisierung im Norden und Süden des Tschad dar. Der Süden bietet ein günstigeres Umfeld für religiöse Aktivitäten, während der Norden eine komplexere Landschaft darstellt. Der Weggang der Jesuiten aus dem Norden hat eine Lücke hinterlassen, die wir zu füllen versuchen. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, verfolgen wir lokal angepasste Ansätze in der Seelsorge und Bildung, wobei wir lokale Sprachen und kulturelle Praktiken nutzen, um unsere Programme zugänglich zu machen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Jugendarbeit, um eine neue Generation von Katholiken heranzubilden, die zum Wachstum der Kirche beitragen kann.
Auch wenn wir vor großen Herausforderungen stehen, bleibt unser Engagement für die Gemeinschaften vor Ort und die Erfüllung ihrer Bedürfnisse ungebrochen. Die wirtschaftliche Lage erfordert ständige Anpassung und Widerstandsfähigkeit. Durch selbsttragende Projekte, Lobbyarbeit und Seelsorge vor Ort bemühen wir uns, einen positiven Einfluss auf das Leben der Menschen zu nehmen, denen wir dienen.
Bruder Enrico Gonzales, mccj