22. Oktober, Samstag der 29. Woche im Jahreskreis

Lk 13,1-9: Wenn ihr euch nicht bekehrt, werdet ihr alle auf die gleiche Weise umkommen.

Der Schmerz der Unschuldigen ist der einzige wirkliche Einwand gegen Gottes Güte. Aber die Bibel bietet weder einfache Lösungen noch Abkürzungen: Der Schmerz bleibt ein unverständliches Geheimnis in unserem Leben. Eine der Antworten auf dieses Rätsel, die immer noch weit verbreitet ist, besteht darin, das Leiden dem strafenden Willen Gottes zuzuschreiben: Du hast gesündigt und musst dafür bezahlen. Obwohl das Buch Hiob diese Annahme radikal widerlegt (Hiob leidet, obwohl er ein Heiliger ist!), waren zur Zeit Jesu – und auch heute noch – viele fest davon überzeugt, dass Unglück die Folge von Fehlverhalten ist. Das ist nicht so! Jesus wiederholt: Die Schuld am Tod der achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Siloe mitgerissen wurden, ist nicht auf ihre Sünden zurückzuführen, sondern auf die Unerfahrenheit des Planers und die Oberflächlichkeit der Baumeister. Ebenso ist der gewaltsame Tod der von den Römern getöteten Gläubigen auf die Machtausübung des Pilatus zurückzuführen, nicht auf ihre angeblichen Unzulänglichkeiten.

Angesichts schwieriger Ereignisse sollten wir also nicht Gott die Schuld geben, die er nicht hat, sondern sie als Gelegenheit zum Nachdenken, zur Umkehr und zum Fruchtbringen erleben. Als wäre das Unvorhergesehene ein Dünger, der uns hilft, zum Wesentlichen zu gelangen…

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