„Wenn ich nur seine Kleider berühre, werde ich geheilt werden.“ Sogleich versiegte ihr Blutfluss. Sie spürte an ihrem Körper, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Markus 5:28-29
Im Angesicht von Krankheit und Tod verschwimmen alle Unterschiede. Wir fühlen alle dasselbe: Reiche und Arme, Mächtige und Unbedeutende, Juden und Heiden. Zwei Frauen sind die Protagonistinnen des heutigen Evangeliums. Beide haben mit ritueller Unreinheit zu tun: die eine, weil sie durch den Tod gezeichnet ist, die andere durch den Blutverlust, der sie in eine immerwährende Unreinheit stürzt.
Markus überschneidet die beiden Geschichten geschickt und gibt uns ein Zeichen: Das Mädchen ist zwölf Jahre alt, die Frau leidet seit zwölf Jahren an Blutverlusten. Zwölf ist in Israel die Zahl der Fülle. Das Leiden der beiden Frauen, verbunden mit dieser Zahl der Fülle, bedeutet also ein absoluter, vollkommener Schmerz. Die Frau, die unter Hämorrhoiden leidet, möchte Jesus berühren und verstößt damit gegen die Norm. Aber sie ist die Einzige, die ihn mit ihrem Glauben berührt: andere zerrten an ihm, aber nichts geschah.
Wir können uns Jesus tausendmal nähern, ohne dass es uns gut tut, oder wir können nur den Saum seines Mantels berühren und bis ins Innerste geheilt werden. Nicht Jesus ist derjenige, der unrein wird, sondern die Frau, die rein wird. Ihre Würde ist wiederhergestellt, sie kann sich selbst konfrontieren, sprechen und wieder in der Gesellschaft leben. Und die arme Tochter des Jairus findet das Leben wieder, dank des Gebets des Herrn, der weiß, dass der Tod ein Schlaf ist, aus dem man erwachen muss.
Heute kommt er wieder einmal jedem von uns nahe und lädt uns ein, dem jungen Mädchen in uns Raum zu geben in unseren manchmal traurigen Entscheidungen als Erwachsene.