Die gesamten ersten Jahrhunderte unserer Kirche waren gekennzeichnet von theologischen Weichenstellungen mit großer Tragweite.
In der Geschichte der Kirche tauchen von Zeit zu Zeit Menschen auf, die Jesus auf menschliches Maß, auf unsere Geschöpflichkeit reduzieren wollen: Jesus sei einfach ein Mensch, groß, heilig, von Gott angenommen, aber nicht der Sohn Gottes. Und viele, sogar Bischöfe, sogar Kaiser, akzeptierten diese Theorie, weil sie einfacher ist, weil sie nicht das Festhalten an einem unaussprechlichen, unverständlichen Geheimnis erfordert.
Heute erinnert die Kirche an den heiligen Athanasius, der sein Leben lang für das Bekenntnis kämpfte, dass Christus der Sohn Gottes ist, wesensgleich mit dem Vater. Für diesen Glauben ging der alexandrinische Bischof mehrmals in seinem Leben in die Verbannung. Unbeugsam hat er stets an diesem Bekenntnis des ersten Konzils von Nizäa festgehalten.
Es ist ein Geheimnis, von dem unser Heil abhängt, denn wenn Jesus nicht der Sohn Gottes ist, sind wir weder erlöst noch gerettet, denn das Heil ist ein Werk Gottes. Gewiss, es ist eine unruhige Existenz, ein schmerzhafter Zustand für die Gläubigen, und zudem ohne jeden Beweis für einen Sieg. Es ist schwer zu glauben, dass Jesus die Welt überwunden hat, wenn man Verfolgung erleidet. Aber es gibt keinen Sieg ohne Kampf, ohne Leiden durchgemacht zu haben.
Der „Vater der Orthodoxie“ und die „Säule der Kirche“, wie Athanasius genannt wurde, starb 373 im Alter von 78 Jahren in Alexandria.
Dienstag der vierten Woche der Osterzeit
Joh 10,22-30: Ich und der Vater sind eins.
Wer ist dieser Jesus wirklich? Diese Frage beschäftigt die frommen Juden. Er hat Aufsehen erregt durch außergewöhnliche Zeichen, durch seine Worte und seine ganze Persönlichkeit. Gleichzeitig wird er zum Ärgernis, denn er erhebt einen großen Anspruch: „Ich und der Vater sind eins.“ Es geht ihm nicht in erster Linie darum, Wundertaten zu vollbringen, Menschen zu beeindrucken, Anhänger zu finden. Es geht ihm darum, Gottes Reich zu verkünden.
Als die Juden Jesus direkt vor die Frage stellten, ob er der Messias sei, nützt der Hinweis auf seine Werke nichts. Da erklärt er sein Verhältnis zu denen, die ihm glauben, als das Verhältnis von Hirt und Herde. Ein Bild, das im Alten Testament von Jahwe gesagt wird. Er argumentiert nicht mehr, sondern er hält eisern gegen ihren Nichtglauben an ihn. Er ist der Hirt, der Geborgenheit und Schutz, auch in Situationen der Gefahr bieten kann, auch ewiges Leben. Da er und der Vater eins sind, wird ihm niemand, die ihm folgen, aus der Hand entreißen. Denn Jahwe ist größer als alle, die seine Schafe bedrohen könnten.
Ist er also der langerwartete Messias, der Erlöser, der das Reich Gottes errichten wird? Die Juden wollen Gewissheit, und dann soll er seine Macht beweisen.
Jesus verweist auf seine eigenen Worte und Zeichen: „Ihr aber glaubt nicht.“ Das Entscheidende an ihm ist nicht der beeindruckende Rabbi – entscheidend ist die Einheit mit dem Vater, wie Petrus später bekennt: „Du bist Christus, der Sohn Gottes“.
Heute wird Jesus in der Öffentlichkeit auch gern reduziert auf einen Sozialreformer, einen begnadeten Prediger und Lehrer, einen außergewöhnlichen und vorbildlichen Menschen.
Aber sie wurden Christen genannt, also nicht Nazoräer oder Jesuaner, sondern Menschen, die an den Christus, den Messias, Jesus als den Sohn Gottes glauben. Damals haben viele erfahren, dass er mehr ist, dass wer ihm begegnet, Gott begegnet. Bis heute machen Menschen diese Erfahrung, und glauben, was er sagt: Ich und der Vater sind eins.