Mk 7,14-23: Was aus dem Menschen herauskommt, macht den Menschen unrein.
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten mochten den Herrn wohl nicht besonders. Sein Anspruch, etablierte und nicht greifbare Traditionen in Frage zu stellen, hat bei ihnen großen Unmut hervorgerufen.
Die Idee der Pharisäer war, dass man durch das Befolgen aller Vorschriften (!) sicher sein kann, vor Gott bestehen zu können. Jesus hingegen erinnert uns daran, dass wir Gott immer wohlgefällig sind, mit oder ohne Einhaltung der Gesetze, und dass die Regeln, wenn nötig, dazu dienen, unser Leben zu verbessern, und nicht dazu, Gott zu verdienen, Gottes Liebe zu uns Menschen ist gratis.
Wir hatten gehört, wie er die Vorschriften über die rituelle Reinigung in Frage stellt, eine Reihe peinlich einzuhaltender Regeln, die die Freiheit der Gläubigen erstickten, und nun ist er bestrebt, der Menge seine Gründe dafür zu erklären.
Jesus ist keiner, der um seiner selbst willen protestiert, er spielt nicht den Anarchisten, den Besserwisser. Er erklärt seine Gründe und möchte die Menge dazu bringen, tiefer zu verstehen, was sie tun oder tun sollen.
Und danach vertieft er seine Überlegungen mit den Jüngern, die ihm am nächsten stehen. Ganz entgegen der Kritik, dass Glauben einfach „Opium für das Volk“ sei, zeigt Jesus durch seine Begründungen, dass Glauben eben heißt nicht, den Verstand in den Wind zu schlagen. Man muss lernen, das Wesentliche des Glaubens vom Nebensächlichen zu unterscheiden.
Oft sehen wir in unseren Pfarreien alles für gleich wichtig an, als ob der Glaube mit den Traditionen und Gewohnheiten einer Gemeinschaft einfach identisch wäre. Aber das ist es nicht!
Wir sollten uns vielmehr darüber freuen, dass Gott uns eine große Freiheit geschenkt hat. In diesem Bewusstsein sollen wir auch leben. Es wäre fatal, wenn unser Glaube im Sand kleiner Vorschriften versinken würde, die wir dem einen, grundlegenden und unvergleichlichen Gesetz der geschwisterlichen Liebe hinzugefügt haben!
Gott erwartet von uns, dass wir als erwachsene, verantwortungsbewusste und freie Kinder leben, und nicht wie Marionetten!
Bild: Marionette Schnur Puppe – Kostenloses Foto auf Pixabay – Pixabay