Lk 10,25-37: Wer ist mein Nächster?
Wer ist mein Nächster? Das ist keine naive Frage an Jesus, sondern eine der typischen Fragen, die die Jünger den Rabbinern stellten.
Der Nächste ist derjenige, der dir nahe steht, dein Landsmann, einer aus deinem Stamm und deiner Rasse. Den muss man also lieben und respektieren, die anderen, was auch immer. Jesus hingegen stellt die Perspektive auf den Kopf, und er stellt sogar den ahnungslosen Doktor des Gesetzes auf den Kopf! Der Samariter ist der Protagonist des Gleichnisses, der Fremde, der illegale Einwanderer, der in der Not als Einziger stehen bleibt. Nicht wie die Frommen und die Priester, die einfach weiterlaufen, mit all ihren vernünftigen und sakrosankten Gründen. Sie gehen vorbei.
Es ist der verhasste und verachtete Samariter, dem man nachahmen sollte, weil der sich kümmert, die Verantwortung übernimmt und selber für die Kosten aufkommt.
Das ist es, was Liebe ist: weit weg von der Theorie und fest geerdet in der Praxis, ausformuliert in den tausend Nuancen, die das Leben uns bietet. Und Jesus provoziert die Jünger und uns: „Frage nicht, wer dein Nächster ist, sondern wem du dich zum Nächsten machen willst“. Gerade die unbeliebtesten, die schwierigsten, die gemeinsten Menschen, diejenigen, die wir als Gegner und Feinde betrachten, sind unsere Nächsten, denen wir uns zum Nächsten machen müssen.
Es wäre gut, wenn uns dieses Bibelwort in Verlegenheit bringt, uns unruhig werden lässt oder uns schlaflos macht: Wir haben das ganze Leben, uns zu bekehren!
Foto: Kostenlose Nutzung unter der Pixabay-Inhaltslizenz
Fenster Buntglas Kirchenfenster – Kostenloses Foto auf Pixabay – Pixabay