Pater Giuseppe Ambrosoli – Ein Jahr nach der Seligsprechung – Teil 2

Vom Eintritt bei den Comboni-Missionaren bis zur Priesterwehe (1951-1955)

Giuseppe Ambrosoli schloss sich den Comboni-Missionaren nach einer soliden Ausbildungsphase an, die ihn formte und gleichzeitig befähigte, weiter zu wachsen. Ohne zu vergessen, was er erhalten hatte, und ohne Arroganz gegenüber seiner beruflichen Ausbildung, ohne Starrheit und ohne Verschlossenheit, öffnete er sich den Ausbildungsinhalten der Comboni-Missionare, die es ihm ermöglichten, seine menschlichen und geistigen Qualitäten zu verfeinern und seinen Arztberuf mit Kreativität und Autonomie auszuüben.

Als Giuseppe Ambrosoli am 18. Oktober 1951 in das Noviziat in Gozzano eintrat, war er 28 Jahre alt. Er hatte bereits eine Bildungs- und Berufserfahrung hinter sich, die ihn für sein ganzes Leben prägen sollte: zuerst im „Cenacolo“ in Como (1945-1950), dann an der Medizinischen Fakultät der Staatlichen Universität Mailand (1946-1951), d.h. eine geistliche, akademische und kirchliche Erfahrung. Der geistige Horizont, den das „Cenacolo“ vorschlug, war das Heldentum. Mario Mascetti, sein Weggefährte im Cenacolo, schreibt: „Er hat nie den Stecker aus dem Gnadenkreislauf herausgezogen, als hätte er die Gewohnheit entwickelt, jeden Augenblick (heute würden wir sagen: in Echtzeit) die Übereinstimmung seines Handelns mit dem, was Gott gefällt, zu überprüfen“. Eine solche Spiritualität wird jedoch ständig von der Realität herausgefordert. In der Hitze des Wahlkampfes 1948 schrieb Giuseppe: „Es genügt nicht, dass andere mich einen Democristiano nennen; sie müssen Jesu Einfluss in mir spüren, dass es in mir ein übernatürliches Leben gibt, das von Natur aus expansiv ist und ausstrahlt“.

Sogar das Universitätsstudium, mit all dem Einsatz und der Anstrengung, war im Lichte dieser inkarnierten Spiritualität frei von zukünftigen persönlichen und materiellen Vorteilen: „Mit Demut unter den Armen wirken, mich auf ihre Ebene begeben, sie lieben, mich für sie interessieren“. Das ist nicht nur eine klare Option für die Ärmsten, sondern auch eine Option innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft, die sich in der Fähigkeit zur Teamarbeit ausdrückt. In einem Brief an seinen Freund Virginio Somaini, der wie er Mitglied der Katholischen Aktion in der Pfarrei von Cagno (Varese) war, erkannte er eine einheitliche Grundlage: „Wir beide sind berufen, dem Herrn in der Katholischen Aktion Ehre zu erweisen. Wir wollen zusammenarbeiten, indem wir gemeinsam im Gebet und in der Gnade leben, indem wir unsere Talente einsetzen, um diese offensichtliche Vorliebe Gottes fruchtbar zu machen. Wir wollen, lieber Virgilio, in der Katholischen Aktion zusammenarbeiten! Am Sonntagmorgen werde ich mit Freude daran denken, dass ein anderer junger Mann wie ich, mit dem ich in der Liebe zu Christus verbunden bin, die gleiche Arbeit für das gleiche Ideal verrichtet!“

Ambrosoli war im Grunde genommen ein „Diesel“. Am 18. Juli 1949 verteidigt er seine medizinische Doktorarbeit, und anfangs August besucht er die Comboni-Missionare in Rebbio (Como), um sich zu informieren. In der Gewissheit, seinen Beruf als Missionsarzt ausüben zu können, fährt er nach London, um dort bis August 1951 den Kurs für Tropenmedizin zu besuchen. Am 5. September schreibt er an den Generaloberen Pater Todesco, und bittet ihn um Aufnahme in die Kongregartion. Am 18. Oktober ist er bereits im Noviziat von Gozzano.

Die Aussicht auf die Mission half ihm, sich in einem begrenzten Umfeld wie dem des Noviziats und unter 51 jungen Männern zurechtzufinden, von denen die meisten zwischen 17 und 19 Jahre alt waren und nur das begrenzte klerikale Umfeld kannten. Giuseppe, der aus einer gut organisierten Diözese kam und an das laizistische Umfeld der Universität gewöhnt war, wuchs geistig und bewahrte sich seinen scharfen und autonomen Geist, der ganz auf die Mission ausgerichtet war. Innerlichkeit, Mission, Professionalität und Gemeinschaft sind die Säulen. Giuseppe spielt nie den Emporkömmling, den „Außenseiter“, fühlt sich nie – oder tarnt sich nie – als verschieden von den Anderen, der besser vorbereitet und den anderen überlegen ist aufgrund seiner familiären Abstammung oder der in verschiedenen Bereichen erworbenen Erfahrung. Er versteht es, sich trotz der anfänglichen Schwierigkeiten in die Gemeinschaft des Noviziats und dann des Scholastikats (1953) einzubringen. Er studierte Theologie in Venegono, setzte seine ärztliche Tätigkeit im nahe gelegenen Krankenhaus von Tradate fort und auch in der großen Noviatsgemeinschaft. Dr. Aldo Marchesini, der sich 1970 nach Kalongo begab, um sich in der Chirurgie zu üben, vertraute er an, dass ihm der Chirurg Angelo Zanaboni in einem Jahr das Wesentliche beigebracht hatte, fügte aber gleich hinzu: „Aber Gelegenheiten zum Lernen gibt es das ganze Leben lang. Man kann von jedem lernen, auch von nicht-ärztlichem Personal“.

Venegono Superiore – zur Zeit Ambrosolis war es theologisches Ausbildungszentrum der Comboni-Missionare

Da er sich mit der Gemeinschaft eng verbunden fühlte – als Bruder unter Brüdern – bat er den eher knauserigen Oberen des Scholastikats, Pater Giuseppe Baj, um die Erlaubnis, eine Heizungsanlage im alten Eisschrank des Schlosses von Venegono zu installieren, mit der Begründung: „Wir müssen uns um die Gesundheit der künftigen Missionare kümmern, auch wenn es in Afrika keine Heizkörper geben wird!“ Dr. Tettamanzi Folliero, der Giuseppe bei seiner Tätigkeit im Krankenhaus von Tradate kennenlernte, erinnert sich, dass er sich vorbildlich um seine Mitbrüder kümmerte, denen er die Aufnahme im Krankenhaus empfohlen hatte, insbesondere um einen afrikanischen Bischof, der ziemlich exzentrisch und maßlos in seinen Forderungen war.

Auf die Einwände seiner Kollegen antwortete Pater Ambrosoli mit einem Lächeln und einem einfachen Satz: „Unser Motto ist die Nächstenliebe“. Unter den vielen Eigenschaften von Pater Ambrosoli, die ihn auf seinen künftigen Missionsdienst vorbereiten und die auch heute noch unverzichtbar sind, stechen einige deutlich hervor: sein Gemeinschaftssinn, sich „im Hintergrund“ zu halten, seine große Bereitschaft, jedem professionelle Dienste anzubieten und immer das Beste zu suchen. Ambrosoli nimmt in der Praxis vorweg, was er später zu Schwester Enrica Galimberti, seiner Assistentin im Krankenhaus von Kalongo, sagen wird: „Versuche, die Dinge vollkommen zu machen. Wenn es dir gelingt, dann mach sie nicht wieder rückgängig, um sie perfekt zu machen: Du würdest sie ruinieren. Begnüge dich damit, sie gut zu machen. Strebe aber immer nach Vollkommenheit“. Ein Konzept, das weder pietistisch, noch moralistisch, noch oberflächlich ist, sondern rein altruistisch: Um das Beste geben zu können, muss man sich ständig vorbereiten.

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