Tag für Tag werden Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen beurteilt – und oft auch verurteilt. Mit seinem Beispiel vom Pharisäer und dem Zöllner zeigt uns Jesus, worauf es in erster Linie ankommt. Es geht um uns, um jede(n) einzelne(n) persönlich. Der Pharisäer baut auf Frömmigkeit, der Zöllner vertraut sich der Barmherzigkeit Gottes an. In unserer Zeit beherrschen dagegen größtenteils die Selbstgerechtigkeit und der Egoismus unser Denken und Handeln.
Der Pharisäer, der sich über seine eigene Frömmigkeit freut, gibt sich wirklich Mühe, die vielen Regeln zu leben und einzuhalten, die die Rabbiner dem frommen Israeliten auferlegt haben. Was macht er also falsch? Er ist sich seiner eigenen Überlegenheit bewusst und vergleicht sich mit dem armen Zöllner, der objektiv ein Sünder ist und es nicht einmal wagt, aufzuschauen.
Aber Jesus mahnt die Menschen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt sind, dass es nicht darauf ankommt, wie ich vor meinen Mitmenschen dastehe, sondern wie stehe ich vor Gott!
Nicht mit denen, die am weitesten von uns entfernt sind, müssen wir uns vergleichen, sondern mit dem, was wir noch werden könnten, mit Gottes Plan der Heiligkeit für uns! Wir sind immer bereit, unsere kleinen Qualitäten zu sehen und unsere kleinen Verdienste hervorzuheben, wenn wir sie mit den Schwächen der anderen vergleichen. Jesus hingegen fordert uns auf, immer und nur auf unseren eigenen Weg zu schauen, auf das Ziel, nicht auf unsere Brüder und Schwestern.
Und Jesus stellt mit Bitterkeit fest, dass der Pharisäer den Tempel verlässt, ohne Gott begegnet zu sein, weil sein Herz voll von sich selbst ist. Der Zöllner hingegen ist sich seiner eigenen Leere bewusst geworden. Er ist nun bereit, besetzt zu werden.