Lk 15,1-10: Im Himmel wird Freude herrschen über einen Sünder, der umkehrt.
Jesus skandalisiert mit seiner freien und erwachsenen Haltung. In der jüdischen Logik, die darauf bedacht ist, Heiliges von Profanem, Reines von Unreinem zu unterscheiden, war die Haltung Jesu absolut unverständlich: Mit Unreinem, zum Beispiel Sündern, zu tun zu haben, bedeutet, unweigerlich von Unreinem befleckt zu werden. Deshalb vermieden die Pharisäer den Umgang mit Sündern. Jesus hingegen zögert nicht, sich mit ihnen zusammenzutun.
Aber auch in unserer Kultur ist diese Idee alles in allem intakt geblieben. Wir sind der festen Überzeugung, dass derjenige, der mit den Lahmen geht, das Hinken lernt, und auch heute noch rümpfen wir die Nase, wenn ein Priester in unorthodoxen Kreisen verkehrt. Jesus macht seine Logik deutlich, er versucht, andere in seine Entscheidungen einzubeziehen: Der Umgang mit Sündern ist eine Haltung Gottes, der das verlorene Schaf, die verlorene Münze sucht. Gott sieht in jedem Sünder den Heiligen, der er noch nicht ist, er sieht den Funken leuchten, den er in sein Herz gelegt hat. Deshalb beharrt er darauf, er heißt sie willkommen, er vergibt, er sucht sie. Mit absoluter innerer Freiheit und Achtung, ohne auf jemanden herabzusehen, ohne Kompromisse einzugehen, den unermüdlichen Heilswillen Gottes manifestierend.