Der Bischof von Matagalpa wurde von einem nicaraguanischen Gericht verurteilt, nachdem er sich geweigert hatte, zusammen mit anderen Priestern und politischen Gegnern das Land zu verlassen
Andrea De Angelis – Vatikanstadt 11.2.2023 (http://www.vaticannews.va)
Er weigerte sich, Nicaragua zu verlassen und ins Exil in die Vereinigten Staaten zu gehen. Dafür hat ein nicaraguanisches Gericht den nicaraguanischen Bischof von Matagalpa und apostolischen Administrator der Diözese Estelí, Monsignore Rolando José Álvarez Lagos, zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem er sich einen Tag zuvor geweigert hatte, zusammen mit 222 anderen Personen, Priestern, Seminaristen, politischen Gegnern oder einfachen Regimekritikern, ein Flugzeug zu besteigen. In dem von einem Berufungsrichter verlesenen Urteil wird der 56-jährige Monsignore Álvarez als „Vaterlandsverräter“ bezeichnet und zu einer Haftstrafe bis 2049 verurteilt.
Das Urteil vor der Verhandlung
Dem Bischof von Matagalpa wird „Verschwörung zur Untergrabung der nationalen Integrität und Verbreitung von Falschnachrichten durch Informations- und Kommunikationstechnologien zum Schaden des Staates und der nicaraguanischen Gesellschaft“ vorgeworfen. Der Prozess sollte eigentlich am 15. Februar beginnen, doch das Urteil wurde vorher gefällt. Neben dem Bischof sind noch zwei weitere Priester, Manuel García und José Urbina, aus dem Klerus der Diözese Granada in nicaraguanischen Gefängnissen inhaftiert.
Priester als „Vaterlandsverräter“ des Landes verwiesen
Weitere fünf Priester, ein Diakon und zwei Seminaristen, die der „Verschwörung“ beschuldigt und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wurden, sind bereits in den Vereinigten Staaten eingetroffen, wo sie eine Aufenthaltsgenehmigung für zunächst zwei Jahre erhalten sollen. Die acht Personen gehören zu denjenigen, für die das Berufungsgericht in Managua die „sofortige und wirksame Ausweisung wegen der Begehung von Handlungen, die die Unabhängigkeit, Souveränität und Selbstbestimmung des Volkes untergraben, wegen Anstiftung zu Gewalt, Terrorismus und wirtschaftlicher Destabilisierung“ angeordnet hat. Die Ausgewiesenen wurden zu „Landesverrätern“ erklärt, ihre „Staatsbürgerrechte wurden auf Lebenszeit ausgesetzt“ und ihnen wurde die nicaraguanische Staatsbürgerschaft aberkannt.
Ortegas Anschuldigungen
Präsident Daniel Ortega äußerte sich im nationalen Fernsehen zur Verurteilung von Monsignore Álvarez, nannte die Position des Bischofs „absurd“ und erklärte, er sitze wegen „Terrorismus“ im Gefängnis. Die Polizei hatte Álvarez im vergangenen August verhaftet, und die Gerichte klagten ihn anschließend wegen „Verschwörung“ und Verbreitung „falscher Nachrichten“ an.
Kardinal Hollerich: Es handelt sich um staatliche Verfolgung
Kardinal Jean-Claude Hollerich prangerte in einem Schreiben vom 6. Februar an Monsignore Carlos Enrique Herrera Gutiérrez, den Vorsitzenden der nicaraguanischen Bischofskonferenz, die Falschheit der Anschuldigungen an. In dem Brief nahm der Kardinal in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Comece, der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, Stellung zur Situation in Nicaragua und brachte die Solidarität der EU-Bischöfe mit der katholischen Kirche in dem mittelamerikanischen Land zum Ausdruck, „die aufgrund der staatlichen Verfolgung tiefes Leid erfährt“. Hollerich prangerte an, dass sich die Situation durch jüngste Ereignisse wie „die Schließung katholischer Radiosender, die Behinderung des Zugangs zu Kirchen durch die Polizei und andere schwerwiegende Handlungen, die die Religionsfreiheit und die soziale Ordnung stören“, verschlechtert habe.
Vom Hausarrest zum Gefängnis
Bischof Álvarez ist der erste Bischof, der seit der Rückkehr von Präsident Daniel Ortega an die Macht in Nicaragua im Jahr 2007 verhaftet und verurteilt wurde. Er war am 19. August im Morgengrauen zusammen mit Priestern, Seminaristen und Laien aus dem Bischofspalast in Matagalpa abgeholt worden, nachdem er 15 Tage lang in der Kurie festgehalten worden war, weil er versucht hatte, „gewalttätige Gruppen zu organisieren“, um „den nicaraguanischen Staat zu destabilisieren und die Verfassungsorgane anzugreifen“. Der Bischof wurde dann unter Hausarrest in seine Privatwohnung in Managua verlegt, ist aber inzwischen in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt worden.
