Im vergangenen Sommer wurde im Zuge der Nachforschungen über die Freundschaft zwischen Daniel Comboni und Dr. Johannes Chrysostomus Mitterrutzner, Augustinerchorherr von Neustift bei Brixen, die kürzlich vom Comboni-Archiv veröffentlicht wurde, ein wichtiger Teil der Korrespondenz von Friedrich Emanuel von Hurter (1787-1865), einem zum Katholizismus konvertierten ehemaligen protestantischen Pfarrer, der von 1851 bis 1865 de facto Präsident und wahre Seele des Marienvereins war, gefunden.
Uns war sofort klar, dass es sich um eine wichtige Entdeckung für die Geschichtsschreibung der Sudan-Mission handelte, nicht zuletzt, weil wir sofort Kopien von zwei Briefen von Comboni und der gleichen Anzahl von Pater Nicola Mazza, dessen Institut Daniel Comboni als Schüler besucht hatte, erhielten; aber wir mussten bis zu einem Besuch im Staatsarchiv Obwalden in der Schweizer Stadt Sarnen in diesem Frühjahr warten, um das ganze Ausmaß zu verstehen.
Die gefundenen Dokumente, die direkt den Wiener Missionsverein und die Sudan-Mission betreffen, belaufen sich auf etwa hundertfünfzig. Nach den Briefen von Comboni und Mazza sind die wichtigsten für uns vielleicht die Briefe der drei ersten apostolischen Provikare: Ignaz Knoblecher, Matthäus Kirchner und Johannes Dukla Reinthaler, und der Vorgesetzten der Mutterstation in Khartum: Kocijancic und Gostner. Vor allem von Kirchner gibt es ein dickes Bündel von 29 Briefen, die die gesamte Spanne seines Wirkens abdecken, oder besser gesagt, ein Fenster auf das Jahrzehnt seines Lebens öffnen, von der Entstehung seiner missionarischen Berufung bis zu seiner Pensionierung in Bamberg, seiner Heimatdiözese. Interessant sind auch die Briefe von Pater Franz Lorenz Gerbl, einem Missionar in Khartum, und August Heintz, einem Laienmissionar und damaligen Missionskandidaten.
Auch die übrigen Briefe geben uns einen Einblick in die Aktivitäten des Marienvereins. Es sind Briefe von Graf Fries, dem Kassierer des Vereins, und Johannes Chrysostomus Mitterrutzner, seinem Vertreter in Tirol; von Kardinal Barnabò, dem Präfekten der Propaganda Fide; von Msgr. Müller und Herrn von Obercamp, vom Missionsverein in München; von Herrn von Napoli und Herrn Mardrus, den Vertretern der Mission in Triest bzw. Kairo; von Herrn. Sebastian Hansal, Vater von Martin Hansal, ehemaliger Laienmissionar in Khartum und Gondokoro und damaliger österreichischer Konsul in der sudanesischen Hauptstadt; und schließlich Pater Negrelli und Pater Eichholzer, Freunde der Mission beim Wiener Kaiserhaus bzw. beim neapolitanischen Königshaus.
Viele dieser Namen sind uns aus den Schriften Combonis bekannt. In der Vielfalt ihrer Rollen offenbaren sie uns die Breite des Personenkreises, der in so vielfältiger Weise aktiv an der Entstehung der sudanesischen Kirche mitgewirkt und später ihr Wachstum unterstützt hat. Vielleicht haben wir die Bedeutung des Beitrags einiger dieser Persönlichkeiten, die in der Missionsgeschichtsschreibung oft übergangen werden, nicht immer erkannt. Wenn wir sie heute in der ersten Person sprechen hören, während sie viel über die Mission und wenig über sich selbst schreiben, können wir uns an sie erinnern und ihre diskrete, aber grundlegende Rolle wiederentdecken.P. Manuel Augusto L. Ferreira