Vom 28. bis 30. Juni 2024 fand das zweite Comboni-Jugendtreffen im kolumbianischen Cali statt. Fast 150 Jugendliche, mit denen die Comboni-Missionare auf ganz unterschiedliche Weise in dem südamerikanischen Land zusammenarbeiten, erlebten ein ebenso inspirierendes wie lebendiges Wochenende, das sie monatelang miteinander vorbereitet hatten und das noch lange nachklingen wird.
Die farbenfrohe Kirche der gastgebenden und von den Comboni-Missionaren geführten Pfarrei María Madre del Buen Pastor, in einem der ärmsten Stadtviertel Calis gelegen, war in diesen Tagen nicht nur Gottesdienstraum, sondern auch Konzert- und Theaterbühne, Kino- und Speisesaal, Gruppen- und Ruheraum für die vielen jungen Menschen, die aus Bogotá, Medellín, Tumaco und natürlich auch aus Cali selbst gekommen waren.
Die größte Gruppe war von der kolumbianischen Pazifikküste aus Tumaco angereist. Mit über 50 Jugendlichen, Koffern, Kisten und Rucksäcken, Trommeln, Jonglierkeulen, Einrädern und Kostümen waren sie 16 Stunden im Bus unterwegs gewesen und doch überhaupt nicht müde, als das große Treffen begann. Die allerwenigsten von ihnen hatten überhaupt schon einmal eine so weite Reise angetreten, und entsprechend aufgeregt waren sie natürlich. Seit Jahresbeginn hatten sie sich in einer ganzen Reihe von Workshops inhaltlich vorbereitet, mit dem Leben des Hl. Daniel Comboni auseinandergesetzt und mit der Frage, wie sie als junge Menschen des 21. Jahrhunderts Missionare zugunsten einer Welt des Friedens, der Toleranz und sozialen Gerechtigkeit ganz im Sinne Jesu sein können. So war ein Bühnenstück entstanden, in dem alle ihren Platz haben sollten.
Doch neben den unermüdlichen Proben waren die Jugendlichen auch wochenlang mit einer selbstgebastelten Spendenbox von Tür zu Tür unterwegs gewesen, jonglierten und tanzten gegen einen kleinen Obolus auf der Straße, verkauften Lottolose und Süßigkeiten und sparten sich wirklich jeden Peso für die Fahrtkosten vom Munde ab. Am Ende sollte es für alle reichen, inklusive einem nagelneuen Gruppen-T-Shirt, mit dem sie strahlend in Cali aus dem Bus stiegen.
Was für eine Power, und was für eine starke Botschaft dieser Jugendlichen.
Das macht wirklich Hoffnung!
Pater Jorge Benavidez
Am ersten Kennenlernabend präsentierte jede Gruppe einen kleinen kulturellen Programmpunkt: Tänze, Lieder, Gedichte. Doch das Highlight war der Auftritt der großen Gruppe aus Tumaco. Sie hatten sich lange überlegt, wie sie ihre Region würdig vertreten und damit auch dem schlechten Ruf ihrer Heimatstadt etwas entgegensetzen könnten, denn jahrelang galt Tumaco fast ausschließlich als Zentrum von Drogenhandel und Gewalt. Deshalb hatten die Jugendlichen eine Art Tanz-Zirkus-Theaterstück entwickelt, das von ihrem Leben erzählt, von Angst, Trauer und Verlust, aber vor allem auch von ihrem höchst persönlichen Widerstand gegen die Gewalt durch Kunst, Kultur und ihre Jugendgruppenarbeit. Es war ein bunter, fröhlicher und artistisch anspruchsvoller, aber ebenso eindringlicher Aufruf gegen Waffen, gegen militarisierte Gesellschaften und für eine Welt voller Vielfalt, Respekt und Leben.
Das Publikum feierte die Darbietung mit minutenlangen Standing Ovation, und auch Pater Jorge Benavidez, Verantwortlicher der Comboni-Delegation in Kolumbien, zeigte sich begeistert: „Was für eine Power, und was für eine starke Botschaft dieser Jugendlichen. Das macht wirklich Hoffnung!“
Es folgte ein Wochenende voller neuer Freundschaften und Begegnungen, intensiver Reflexionen und Aufgaben, die in gemischten Teams gelöst werden mussten, fröhlicher Spiele und kollektiver Tanzeinlagen, anregender wie lebendiger Gottesdienste und bewegender Lebenszeugnisse, gemeinsamer Mahlzeiten und kollektiver Nachtlager. Der Funke sprang auf das gesamte Stadtviertel rund um die kleine Kirche über.
Zum Abschluss durfte natürlich auch etwas Tourismus nicht fehlen, denn die meisten Jugendlichen werden wohl nicht so schnell wieder in die Millionenstadt kommen. Mit Trommeln, Gesängen und immer wieder spontanen Tanzeinlagen zogen die 150 Jugendlichen begleitet von zehn Comboni-Missionaren durch die Innenstadt, lernten die Flaniermeile Calis und die Kathedrale, das große Stadion und schöne Plätze kennen. Überall sorgten sie für gute Stimmung und hinterließen einen sehr erfrischenden Eindruck junger Menschen, die das Leben lieben und die Welt nachhaltig positiv verändern.
Ulrike Purrer, Fotos: Centro Afro, Tumaco