Die Comboni-Missionare in Peru und Robert Francis Prevost
Ein Missionar, der Papst wird, ist eine beispiellose Erfahrung für die katholische Kirche. Mit Leo XIV. ist dies nun geschehen. Vor 69 Jahren wurde Robert Francis Prevost in Chicago (USA) geboren. Als Augustiner war er zunächst als Missionar sowie Ordensoberer und dann schließlich als Bischof in Chiclayo (Peru) tätig. 2023 wechselte er als Präfekt an das Bischofsdikasterium nach Rom, im selben Jahr wurde er Kardinal. In Peru haben wir Comboni-Missionare ja auch verschiedene Stationen und Pfarreien, die unterschiedliche Projekte betreuen und pastorale Aufgaben wahrnehmen.
Freude über Wahl
Unser Mitbruder Pater Juan Goicochea aus Lima berichtet voller Begeisterung: „Für ein Land, das von Gewalt, Korruption und Armut geprägt ist, ist diese Nachricht die größte Freude und der größte Segen: ein peruanischer Papst.“ Pater Juan, der in Innsbruck Theologie studiert und mehrere Jahre in Deutschland gearbeitet hat, war an dem Tag, an dem Robert Francis Prevost Papst wurde, gerade unterwegs in Chulucanas, wo Papst Leo XIV. 1985 seine Mission begonnen hatte. „Die Freude war unbeschreiblich, als wir hörten, dass Robert Prevost der neue Papst ist, wir konnten es kaum fassen, einige hatten Tränen in den Augen, wir umarmten uns. Das Auto, in dem wir saßen, war einst vom neuen Papst gesegnet worden.“ Pater Juan ist Robert Prevost damals häufig begegnet und davon überzeugt, dass mit ihm die Arbeit für die Armen weitergehen wird.
Messe zur Amtseinführung
Bei der Messe zur Amtseinführung am 18. Mai 2025 in Rom sagte der neue Papst am Ende seiner Predigt: „Lasst uns im Licht und mit der Kraft des Heiligen Geistes an einer Kirche bauen, die auf der Liebe Gottes gegründet und ein Zeichen der Einheit ist, an einer missionarischen Kirche, die ihre Arme der Welt gegenüber öffnet, die das Wort verkündet, die sich von der Geschichte herausfordern lässt und die zum Sauerteig der Eintracht für die Menschheit wird. Gehen wir gemeinsam, als ein Volk, alle Brüder und Schwestern, auf Gott zu, und lieben wir einander.“
Der Gottesdienst zur Amtseinführung von Leo XIV. in sein Pontifikat war reich an Traditionen und Symbolik. Der neue Papst erhielt dabei zwei besondere Gegenstände: einen Wollschal (Pallium) als Zeichen seiner Leitungsfunktion und einen Ring, der auf Petrus als Fischer anspielt. Von Jesus bekam er den Auftrag, „Menschen zu fischen“ – sie also für den christlichen Glauben zu begeistern.
Nach der Übergabe dieser Symbole gelobten mehrere Mitglieder der katholischen Kirche dem neuen Papst Gehorsam. Darunter war auch der Bischof von Callao, Msgr. Luis Alberto Barrera Pacheco, Comboni-Missionar und ehemaliger Provinzial von Peru. Papst Leo XIV. kennt die Diözese Callao gut. Während seiner Zeit als Bischof der peruanischen Diözese Chiclayo war er von April 2020 bis Mai 2021 zusätzlich auch päpstlicher Interimsverwalter (Apostolischer Administrator) in der Hafen- und Millionenstadt Callao.
Verschwinden, damit Christus bleibt
Was besonders aufhorchen ließ, ist die Tatsache, dass alle, die Robert Francis Prevost kennen, von keinen sensationellen Gesten erzählen, sondern wiederholt eine Eigenschaft hervorheben: er ist ein Mann, der zuzuhören weiß. Er ist vielleicht nicht der Missionar, der die heldenhaftesten Abenteuer erlebt hat, er ist nicht derjenige, der seine Stimme am meisten erhoben hat, er ist nicht derjenige, der die meisten Schulen oder Krankenstationen gebaut hat, aber er hat seine Spuren hinterlassen, indem er sein Herz und seinen Geist für diejenigen geöffnet hat, denen er begegnete. So sagte der Heilige Vater zum Abschluss seiner ersten Predigt während der Messe mit den wahlberechtigten Kardinälen (9. Mai 2025), dass es „unverzichtbare Anforderung für alle ist, die in der Kirche ein Leitungsamt ausüben: zu verschwinden, damit Christus bleibt, sich klein zu machen, damit er erkannt und verherrlicht wird, sich ganz und gar dafür einzusetzen, dass niemandem die Möglichkeit fehlt, ihn zu erkennen und zu lieben.“
Unser Ordensgründer, der heilige Daniel Comboni, erwähnte zur Beschreibung eines missionarischen Lebensstils in seinen Schriften öfters das Wort vom verborgenen Stein unter der Erde: „Der Missionar arbeitet zwar an einem höchstverdienstvollen, aber nichtsdestotrotz schwierigen und mühsamen Werk, und ist ein unter der Erde verborgener Stein, der vielleicht nie ans Licht kommen wird, und dazu bestimmt ist, Teil des Fundamentes eines neuen und gewaltigen Baues zu sein, den erst die Nachfahren aus dem Boden schießen sehen werden“ (Regeln von 1871, Schriften, Nr. 2701).
Ausblick
Für die Mitglieder der Comboni-Familie ist es eine besondere Freude, dass mit Kardinal Robert Francis Prevost ein wahrer Missionar den Ruf angenommen haben, als oberster Hirte dafür zu sorgen, dass das Wort Jesu auch die vergessenste Peripherie der heutigen Welt erreichen kann. „Wir müssen gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir eine missionarische Kirche sein können, eine Kirche, die Brücken baut, den Dialog pflegt und stets offen ist, alle mit offenen Armen aufzunehmen“, sagte Papst Leo XIV. in seiner ersten Ansprache auf der Loggia des Petersdoms.
Andererseits fühle ich mich persönlich auch herausgefordert. Der Papst erinnert mich an die Dringlichkeit der Mission. Wir laufen stets Gefahr, uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass der Aufbruch in ferne Länder eine Berufung der Vergangenheit war. Es zeigt uns, dass wir weiterhin nach vorne schauen müssen.
Pater Markus Körber, mccj