Pater Walter Michaeler: Keine leichte und bequeme Mission in Peru

Pater Walter Michaeler: Keine leichte und bequeme Mission in Peru

Wie viele andere seiner Südtiroler Mitbrüder hat auch der Comboni-Missionar Pater Walter Michaeler viele Jahre als Missionar in Peru gewirkt. Walter ist ein stiller Typ, der nicht viel redet, sondern lieber im Hintergrund arbeitet. Doch wenn er davon zu erzählen beginnt, wie er oft wochen- und manchmal monatelang zu den Bewohnern der Dörfer im peruanischen Hochland unterwegs war, wird bei ihm noch heute eine Liebe zu den Menschen spürbar, die dort meist am Rande der Gesellschaft und der Kirche ein hartes Leben fristeten. Ihnen galt über Jahre seine besondere pastorale Zuwendung.

Ich wurde in Milland geboren und bin in Raas, einer Fraktion der Gemeinde Natz-Schabs bei Brixen, aufgewachsen. Es war mein damaliger Heimatpfarrer, der Neustifter Chorherr Heinrich Thaler, der selbst gerne Missionar geworden wäre, der mich als Bub dazu motiviert hat, mich im Missionshaus Milland anzumelden, von wo aus ich dann die Mittelschule und das Gymnasium besuchte. Nach der Matura habe ich bei den Comboni-Missionaren in Mellatz mein Noviziat gemacht und 1962 meine ersten Gelübde abgelegt. Nach dem Theologiestudium und der Priesterweihe in Brixen erhielt ich die Sendung nach Peru, wo ich nach einer kurzen Einführung in Huanuco am 1. Mai 1968 in der Tiroler Siedlung Pozuzo als Kooperator meine pastorale Tätigkeit begann.

Damals wurde unter den älteren Bewohnern noch häufig Tirolerisch gesprochen. Doch mit ihnen hatte ich weniger zu tun. Die Seelsorge in Pozuzo und Umgebung wurde vom Pfarrer wahrgenommen. Ich war die meiste Zeit des Jahres mit dem Maultier oder zu Fuß zu den Indios unterwegs, deren Dörfer bis zu einer Höhe von 3.500 Metern in den Anden liegen. Die Leute strömten oft von weither in zentral gelegene Ortschaften zusammen. Dort blieb ich gewöhnlich für drei Tage. Ich taufte die Kinder, feierte Erstkommunion und Hochzeiten sowie die Messen für die Verstorbenen. Vor allem hörte ich mir stundenlang in der Beichte die Nöte und Sorgen dieser Menschen an, die sonst keinen Kontakt mit der Kirche hatten, deren tiefes Vertrauen in Gott und in seine Heiligen ich aber mit der Zeit zu schätzen begann.

Weil vor allem die Frauen unter den Indios damals nur selten Spanisch verstanden und sprachen, habe ich mir von einem alten Katechisten einige Brocken ihrer Sprache Quechua angeeignet, um auch für sie einen persönlichen Zuspruch bereit zu haben. Es war keine leichte und bequeme Mission, die mir da anvertraut war, mitten im Leben dieser Leute: mit kalten und unruhigen Nächten, auf Schlafstätten aus Grasmatten auf dem Boden, mit aller Art von Insekten und nicht selten mit Flöhen, weil diese Unterkünfte sonst oft auch für die Last- und Reittiere bestimmt waren. Und vor allem brauchte es für die „einheimische Küche“, in der für den Padresito alles, was möglich war, aufgeboten wurde, einen robusten „Missionsmagen“, für den ich heute noch dankbar bin. Ich hatte unter diesen Umständen auch Gott sei Dank nie gesundheitliche Probleme. Ich habe vor allem die herzliche Gastfreundschaft in lebendiger Erinnerung, mit der ich überall empfangen wurde, und die Menschen, die mich von einem Dorf zum anderen begleitet haben.

Nach diesem ersten Einsatz in Peru war ich einige Zeit in unserer Neugründung in Spanien als Präfekt in unserem kleinen Seminar in Saldaña im Einsatz. Etwas später kam ich für einige Jahre als Verwalter und Rektor ins Missionshaus Milland, bevor ich im Jahre 1993 wieder in meine zweite Heimat zurückkehren konnte. Und noch einmal durfte ich zurück nach Pozuzo, wo sich das Leben inzwischen nach dem Bau der Straße in der früher abgeschiedenen Siedlung im Urwald – auch mit dem Beginn des Tourismus – grundlegend verändert hatte. Noch einmal war ich dort sowohl in den Dörfern im Hochland als auch in den Siedlungen im Urwald tätig, bevor wir Comboni-Missionare im Jahr 2018 die Pfarrei an den einheimischen Klerus übergeben konnten.

Ich blicke dankbar auf mein Leben zurück. Wenn ich gefragt werde, was mich in meinem Wirken als Missionar am tiefsten geprägt hat, dann kann ich ehrlich und mit Überzeugung antworten: Ich habe es als Geschenk und Bereicherung empfunden, gerade den einfachen Leuten das Evangelium zu verkünden und ihnen – auch und gerade in ihrem oft harten und entbehrungsreichen Leben – aus dem Glauben an Jesus den Erlöser den Sinn ihres Daseins erschließen zu können. Die Indios im andinen Hochland haben mir oft ihr Herz ausgeschüttet, und ich habe ihnen die Gewissheit zu vermitteln versucht, dass auch sie nicht von Gott verlassen, sondern geliebt und angenommen sind. Und nun lebe ich schon fünf Jahre hier im Missionshaus Messendorf bei Graz in einer Gemeinschaft von älteren Missionaren und einigen jungen Theologiestudenten aus Afrika und Lateinamerika.

Dankbar bin ich, dass ich mich jetzt mit meinen 85 Jahren noch immer einer guten Gesundheit erfreue. Es macht mir Freude, dass ich hier vor allem auch noch meine praktischen handwerklichen Fähigkeiten im Garten, in der Werkstatt, im und um das Haus für die Gemeinschaft einsetzen kann. Ich fühle mich sehr wohl hier, ich bete und arbeite gerne mit allen meinen Mitbrüdern, mit Blondel aus dem Kongo, mit Wilson aus Kenia und Daniel aus Mexiko, mit Moses aus Uganda und Kevin aus Togo und den anderen Mitbrüdern aus Südtirol, Deutschland und Österreich, die wir hier eine bunt gemischte international zusammengesetzte typische Comboni-Gemeinschaft bilden

Pater Walter Michaeler, mccj

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