Sudan: neue internationale Appelle für einen humanitären Waffenstillstand

Sudan: neue internationale Appelle für einen humanitären Waffenstillstand

In den vergangenen Tagen haben sich die Appelle an die Konfliktparteien im Sudan vermehrt, humanitäre Hilfe für die erschöpfte Bevölkerung zuzulassen, insbesondere in der Region El Fasher, der Hauptstadt von Nord-Darfur, die seit über einem Jahr belagert wird.

Am 19. August erklärte eine Gruppe von über 30 internationalen Gebern, darunter die Europäische Union, Großbritannien, Kanada, Japan, Spanien, Norwegen, Frankreich und Deutschland, dass alle Handelswege in der nordwestlichen Region unterbrochen worden seien, was zu einem unerschwinglichen Anstieg der Lebensmittelpreise geführt und die Gemeinschaftsküchen, die dank humanitärer Hilfe kostenlose Mahlzeiten für die Zivilbevölkerung bereitstellen, zur Schließung gezwungen habe. „Infolgedessen sterben Menschen an Hunger“, heißt es in der Erklärung, „über 60 Menschen sollen in der letzten Woche bereits an Unterernährung gestorben sein“.

Der Zustand der Hungersnot – völliger Mangel an Nahrungsmitteln, der zum Tod führt – wurde im August letzten Jahres in den Flüchtlingslagern am Rande von El Fasher (Zamzam und Abou Shouk) offiziell erklärt, und seitdem hat sich die Lage nur noch verschlimmert. Eine Hungersnot, die eine direkte Folge des anhaltenden Einsatzes von Hunger als Waffe ist.

Angriffe auf Hilfskonvois

Die humanitären Hilfsgüter werden nicht nur systematisch blockiert, sondern es werden auch Konvois angegriffen. Ebenfalls am 19. August zerstörte ein Angriff mit einer Drohne der Armee (SAF) drei Lastwagen eines Konvois des Welternährungsprogramms (WFP) in der Stadt Mellit nördlich von El Fasher, die von den Milizen der Rapid Support Forces (RSF) kontrolliert wird. Der Konvoi war vom Grenzübergang Tina gekommen und stand bei einer Zollkontrolle in Mellit, als er angegriffen wurde.

Das gleiche Schicksal hatte einen weiteren Konvoi mit Nahrungsmittelhilfen des WFP und UNICEF ereilt, der nach El Fasher unterwegs war und in der Nacht des 2. Juni in der Nähe von El Koma, einer weiteren Stadt in Nord-Darfur, die von den RSF kontrolliert wird, angegriffen worden war. Bei dem Angriff wurden fünf Sudanesen getötet und mehrere weitere Personen verletzt. Der Konvoi wäre die erste Hilfslieferung seit über einem Jahr gewesen, die El-Fasher erreicht hätte. Die Vertreterin des Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR im Sudan, Kristine Hambrouck, sprach von einem „vorsätzlichen Angriff auf Zivilisten” und einer „offensichtlichen Verletzung des humanitären Völkerrechts”.

Kriegsverbrechen

Verstöße oder besser gesagt Verbrechen in großem Umfang wurden auch im jüngsten Appell der Geber beklagt. Sie erinnerten an das Massaker an über 1.500 Zivilisten durch die RSF im vergangenen April im Lager Zamzam, das praktisch dem Erdboden gleichgemacht wurde und aus dem Hunderttausende verzweifelter Menschen flohen. In dem Dokument wird auch der jüngste Angriff auf das Lager Abu Shouk erwähnt, bei dem mindestens 40 Menschen ums Leben kamen, sowie der Einsatz von Vergewaltigungen als Kriegswaffe und die summarischen Hinrichtungen unbewaffneter Zivilisten, die versuchen, aus El Fasher zu fliehen.

Diese Aktionen wurden überwiegend von der RSF und verbündeten Milizen durchgeführt, die seit Beginn des Konflikts im April 2023 in Darfur Operationen zur Ausrottung der nicht-arabischen oder arabisierten Bevölkerung durchgeführt haben, die derzeit vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) untersucht werden. So spielt sich im Sudan, während der Rest der Welt sich auf das Drama der Palästinenser in Gaza und den Krieg in der Ukraine konzentriert, eine der schlimmsten Tragödien der Welt ab. Betroffen davon ist die Bevölkerung auf beiden Seiten des Konflikts, insbesondere Frauen und Kinder.

Ein humanitärer Waffenstillstand ist dringend erforderlich

Ein neuer Aufruf zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts wurde vergangene Woche von der ALPS-Koalition lanciert, der eine Reihe von Mächten angehören, darunter die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, die Schweiz, die Afrikanische Union und die Vereinten Nationen.

Die Forderung an die beiden Konfliktparteien lautet, einen Waffenstillstand zu akzeptieren, damit internationale Hilfsorganisationen Zivilisten helfen können, indem sie die wichtigsten Versorgungswege offen halten. Dazu zählen der Grenzübergang Adre vom Tschad und die wichtigen grenzüberschreitenden Routen in die schwer betroffenen Regionen Darfur und Kordofan. Die Koalition fordert außerdem, die Sicherheit der humanitären Helfer zu gewährleisten, den Zugang zu Telekommunikationsmitteln wiederherzustellen, kritische Infrastrukturen, einschließlich Wasser- und Gesundheitseinrichtungen, zu schützen und eine sichere Passage für die hilfsbedürftige Bevölkerung zu gewährleisten.

Nigrizia

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