Zum Vater Lucius in Enna kamen einige Mönche, die sich Männer des Gebets nannten, und der Vater fragte sie: „Welche Art von Handarbeit macht ihr?“ Und sie antworteten: „Wir führen überhaupt keine Handarbeiten aus, doch beten wir, wie der Apostel sagt, ohne Unterlass.“ „So esst und schlaft ihr gar nicht?“ „Doch, wir essen und schlafen.“ „Und wer betet dann für euch, während ihr esst und schlaft?“ Und sie wussten keine rechte Antwort zu geben.
Der Vater Lucius sprach darauf: „Vergebt mir, meine Brüder, aber dann betet ihr nicht wirklich ohne Unterlass. Doch ich will euch zeigen, wie ich, während ich mit meinen Händen arbeite, ohne Unterlas bete. Während ich sitze und mit der Hilfe Gottes meine Palmmatten flechte, wiederhole ich: ‚Oh Gott, habe in deiner liebenden Güte Erbarmen mit mir und lösche all meine Vergehen aus.‘ Ist dies ein Gebet oder nicht?“ Als sie zustimmend nickten, fuhr er fort: „Wenn ich so den ganzen Tag arbeite und mit Herz und Mund bete, verdiene ich mehr oder weniger sechzehn Dinar, von denen ich zwei vor die Tür lege und den Rest für Nahrung ausgebe. Derjenige aber, der die zwei Dinare findet, betet für mich, während ich esse und schlafe, und so ist durch Gottes Gnade das Beten ohne Unterlass in mir erfüllt.“
Aus: Öser D. Bünker, Die Güte des Meisters wiegt mehr als ein Berg. Weisheitsgeschichten.