Pater Giuseppe Ambrosoli – Ein Jahr nach der Seligsprechung – Teil 3

Sein Leben in der Mission – Kalongo (1956-1987)

Der Priester und Arzt Ambrosoli kam im Alter von 33 Jahren in die Mission und verfügte über ein ausgezeichnetes menschliches, geistliches und berufliches Bildungsgut. Er hatte sich bereits im Noviziat und im Scholastikat bewährt, aber erst in der Mission konnte er sich voll entfalten. 31 Jahre lang, immer am selben Ort, vom 19. Februar 1956, als er zum ersten Mal das Krankenhaus von Kalongo betrat, für das er alles gegeben hatte, bis zu dessen tragischer Räumung am 13. Februar 1987.

In Kalongo fand er einen sehr fähigen Mitbruder und eine Schwester: Pater Alfredo Malandra und Schwester Eletta Mantiero. Ihnen ist es zu verdanken, dass sich die Krankenstation bereits zu einem echten Entbindungskrankenhaus entwickelt hatte. Mit der Ankunft eines Arztes erfüllte sich der Traum, eine Hebammenschule aufzubauen. Ambrosoli konnte also auf eine bereits bestehende Struktur zurückgreifen und entwickelte sie personell und betrieblich. Die Hebammenschule St. Mary’s wird zum Aushängeschild des gesamten Krankenhauses von Kalongo, auch wenn er dafür sein eigenes Leben aufs Spiel setzte.

Die Anfänge sind alles andere als einfach: Seine erste Aufgabe besteht darin, alle medizinischen Einrichtung in Norduganda (Aber, Padibe, Nyapea, Moyo und Angal) auf den neuesten Stand zu bringen und einen auf Geburtshilfe und Gynäkologie spezialisierten Arzt in England zu suchen, um von der britischen Regierung – die nur in Worten wohlwollend ist – die Genehmigung für die Hebammenschule zu erhalten. Mit vielen Ärzten wurden hoffnungsvolle Kontakte aufgenommen, denen oft bittere Enttäuschungen folgten: mit der polnischen Ärztin Lydia Wlosczyk; mit dem Ärztepaar Remotti vom Cuamm (Collegio Universitario Aspiranti Medici Missionari, heute Ärzte mit Afrika) in Padua; mit der schottischen Ärztin Jane Mac Shane; mit Dr. Pietro Tozzi und Dr. Morelli; mit dem holländischen Arzt Bonnar; mit einem Arzt vom Persischen Golf, Dr. Doyle, usw.).

Auch das Krankenhaus nimmt allmählich Gestalt an und verfügt bald über 200 Betten. In der Zwischenzeit wächst der Ruf von Aiwaka Madit („großer Arzt“) oder Doktor Ladit („großer Arzt“) und verbreitet sich in ganz Uganda und darüber hinaus, bis nach Kenia, Tansania, Zaire, Äthiopien, Sudan und sogar Indien.

Die politischen Ereignisse, die mit der Unabhängigkeit Ugandas im Jahr 1962 eine Zeit des Friedens und der Entwicklung einläuten sollten, versprechen aber keine gute Zukunft. Im Jahr 1963 werden alle Grundschulen verstaatlicht und 1967 zehn Missionare ausgewiesen. Sie werden beschuldigt, Kontakte zu den südsudanesischen Befreiungsbewegungen unterhalten und falsche Nachrichten über die Regierung in Kampala verbreitet zu haben, der sie geheime Absprachen mit der Regierung in Khartum zur Beseitigung der Rebellen vorwerfen. Im Jahr 1972 werden sechs weitere Missionare wegen fehlender Papiere ausgewiesen. Im Juli desselben Jahres wird neuen Missionaren, Ärzten, Krankenschwestern und Lehrern die Einreiseerlaubnis verweigert. Am Ende des Jahres müssen weitere 50 Missionare und Missionarinnen das Land verlassen. im Juni 1975 werden noch einmal 16 Missionare ausgewiesen, die wichtige Ämter bekleideten.

In der Zwischenzeit setzte Ambrosoli trotz der Unsicherheiten den Ausbau des Krankenhauses fort. Ende 1972 begann er mit dem Bau der neuen chirurgischen Abteilung, die die alte ersetzte. Im Mai 1973 konnte er die Arbeiten abschließen. Die chirurgische Abteilung verfügt nun über 67 neue Betten. Gleichzeitig werden weitere Gebäude errichtet: ein großer Raum für praktische Vorführungen, ein geräumiger, 13 Meter langer Lagerraum, eine schöne Mensa für 25 unqualifizierte im Krankenhaus angestellte Frauen, sechs kleine Lagerräume, die zentrale Krankenstation und andere. Auf dem Felsen oberhalb von Kalongo wird außerdem ein großer Wasserspeicher gebaut.

Pater Ambrosoli beginnt sich zu fragen, ob diese Bautätigkeit angesichts der schwierigen Lage im Lande überhaupt vernünftig ist. Jedoch das Tempo etwas zu drosseln, ist für ihn keine Option, weil er nur zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen arbeitet. Er weiß genau wie alle anderen, dass das Krankenhaus in Kalongo die einzige Gesundheitseinrichtung im Umkreis von 70 Kilometern ist. Die Comboni-Schwester Dr. Donata Pacini weist darauf hin, dass diese Expansion zwangsläufig zu einem Übermaß an Arbeit führt. Seine einfache Antwort lautet: „Die Kranken brauchen es“. 

Die Statistiken aus dem Jahr 1973 zeigen, wie sehr die Kranken Pater Ambrosoli in Anspruch nahmen: 44.946 ambulante Besuche, 5.488 Einweisungen, 885 Entbindungen, 1.810 vorgeburtliche Besuche, 632 Operationen, 1.128 Röntgenaufnahmen, 37.421 Labor Untersuchungen. Meistens war es Pater Giuseppe selbst, der die Operationen durchführte oder die anderen Ärzte beaufsichtigte, indem er ihnen seine Techniken beibrachte, oder die Neuankömmlinge überwachte, damit alles gut lief.

Titelbild: Die Missionsstation in Kalongo

Comboni-Missionare

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