Ein katholischer Radiosender, der den christlichen Gemeinden und der gesamten Region Westnil in Uganda „Infotainment-Programme“ anbietet. So beschreiben es die zehn jungen Mitarbeiter von Radio Pacis. Ein Informations- und Unterhaltungsinstrument, das die Hörer zu einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung erzieht, indem es Themen wie Gesundheit, Schule, Menschenrechte, häusliche Gewalt, Landwirtschaft, Familienleben, christliches Leben sowie lokale und nationale Nachrichten kompetent und ansprechend behandelt. All diese Informationen werden durch Musik, Sport und Hörspielsendungen zum Leben erweckt.
Begonnen hat alles vor über zwanzig Jahren. Nach einer langen Zeit der Evangelisierung in Uganda wurden der italienische Comboni-Priester Pater Tonino Pasolini und die amerikanische Freiwillige Sherry Meyer im Jahr 2001 vom damaligen Bischof von Arua, Mons. Frederick Drandua, eingeladen, einen katholischen Radiosender auf Diözesanebene einzurichten, der der Evangelisierung und Information der christlichen Gemeinschaften dienen sollte.
Die Provinz West-Nil erlebte Anfang der 1980er Jahre nach dem Sturz des Diktators Idi Amin (der aus dieser Region stammte) Jahre der Instabilität und des Bürgerkriegs. Die neue Regierung ging mit eiserner Faust gegen die Milizen des Diktators und die Bewohner der Region vor. Joseph Kony und seine Rebellen von der Lord’s Resistance Army (LRA) terrorisierten die Region zwischen 1986 und 2008. Die Repressionen der Regierung verwüsteten die Region Acholi und den Lango-Distrikt.
Der Hauptsitz des Radiosenders befindet sich nach wie vor in Arua, dem Ort, an dem er am 26. November 2004 offiziell eingeweiht wurde. Im Laufe der Zeit hat er die Diözese Nebbi und die Erzdiözese Gulu abgedeckt.
Bei der Gründung von Radio Pacis wurde der Slogan „Der Friede Christi für alle“ gewählt. Dies zeigt deutlich, welchen Auftrag der Bischof mit dem Gemeinschaftsradio verfolgte. Pater Pasolini erklärt, dass „das Radio einen echten ‚Dienst der Evangelisierung‘ ausübt, der die soziale Dimension des Evangeliums betont. Radio Pacis sendet auf vier Frequenzen und wird so von Tausenden von Hörern aus den verschiedenen ethnischen und sprachlichen Gruppen gehört, die in der riesigen Region leben. Dazu gehören auch Zehntausende von Flüchtlingen aus dem Südsudan in der Region Moyo“.
Pater Tonino möchte diesen Aspekt besonders hervorheben: „Wir konnten das Radiohören fördern und den Vertretern der 1.200.000 Flüchtlinge, zumeist Südsudanesen, eine Stimme geben. Wir haben auch mit 70.000 Flüchtlingen im Lager von Palabek in Gulu gesprochen, die nicht in ihr Land zurückkehren konnten. Sie haben das Radio als Ort der Begegnung, des Austauschs und der gegenseitigen Ermutigung entdeckt, um weiterzukommen“.
„Das Signal von Radio Pacis“, fährt Pater Pasolini fort, „deckt einen Radius von mehr als zweihundert Kilometern ab, und zwar nicht nur in den drei katholischen Diözesen von West-Nil, Arua, Nebbi und Gulu, sondern es erreicht auch Teile der DR Kongo und des Südsudan. Die vier verschiedenen Frequenzen ermöglichen die Ausstrahlung in den Bezirken Koboko, Yumbe, Nyadri, Moyo, Adjumani und Masindi. Die Zahl der Hörer beträgt mehr als zehn Millionen und ist im Laufe der Jahre noch gestiegen.
Radio Pacis hat auch Programme in arabischer Sprache gestartet, einer Sprache, die von den Tausenden von Flüchtlingen aus dem Südsudan verstanden wird. Zahlreiche Vereinigungen, humanitäre Organisationen und christliche Gemeinschaften aus dem Norden der Welt haben großzügig die notwendige Unterstützung angeboten, um das Projekt Radio Pacis ins Leben zu rufen, es zu entwickeln und seinen Betrieb zu gewährleisten.
Nach Ansicht des Missionars ist der Schlüssel zum Erfolg von Radio Pacis die Tatsache, dass die Hörer dem Sender im Laufe der Jahre treu gebleiben sind und ihn „unser Radio“ nennen. Im Gegensatz zu kommerziellen Radiosendern, die ebenfalls in Arua tätig sind, ist Radio Pacis ein echtes Gemeinschaftsradio, das auf die ganzheitliche Entwicklung der Menschen ausgerichtet ist.
Seit seinen Anfängen ist es in der Region präsent, indem es regelmäßig wöchentlich Reporter und Korrespondenten zu den Bewohnern des Hinterlandes und sogar in die entlegensten Dörfer entsendet, wo sie von Angesicht zu Angesicht mit Zuhörern sprechen. Die Korrespondenten sammeln nicht nur Informationen, sondern geben den Befragten auch die Möglichkeit, sich zu den lokalen Problemen zu äußern und die Bedürfnisse und Wünsche von Jugendlichen, Frauen, Familien usw. zu benennen.
In Notfällen zum Beispiel entsteht so eine unmittelbare Solidarität unter den Nutzern, und es können Hilfskampagnen oder Rettungsaktionen gestartet werden. Auf diese Weise wird auch denjenigen Raum gegeben, die, wie die Frauen, nie genügend Platz hatten, um sich Gehör zu verschaffen.
Pater Tonino fügt hinzu: „Ich bin überzeugt, dass das Radio bisher einen wertvollen Beitrag zur Wahrung der Stabilität und des Respekts zwischen Menschen verschiedener Ethnien und Sprachen sowie unterschiedlicher religiöser Überzeugungen geleistet hat. In unserem Gebiet hat es nie Konflikte oder Spannungen zwischen Christen und Muslimen gegeben, wie es anderswo der Fall war. Ein gemeinsames Programm auf allen Frequenzen ermöglicht es Millionen von Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, das Radio zu empfangen. Das erleichtert die Begegnung, das Gespräch und den Austausch von Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Bereichen.
Von Anfang an wollte Radio Pacis seine Berufung betonen, das Evangelium und die damit verbundenen Werte zu bezeugen. Es will Menschen jeden Alters, jeder Herkunft und jedes Glaubens erreichen. Pater Pasolini geht noch weiter: „Das Radio ist immer noch das meistgenutzte Kommunikationsmittel in unserem Volk. Obwohl die jungen Menschen heute mit Mobiltelefonen, Tablets, Computern usw. ausgestattet sind, lieben die einfachen Leute das Radio, weil es das einfachste Kommunikationsmittel ist; es benötigt keinen Strom – der oft fehlt – und es braucht nur ein paar Batterien, um lange zu funktionieren. Das Radio wird somit zum ‚Lehrer, zum Träger von Bildung und Werten‘‘.“
Das Radio überträgt die Eucharistiefeier, das Rosenkranzgebet sowie biblische und katechetische Betrachtungen. Auch die Soziallehre der Kirche und die wichtigsten pastoralen Dokumente werden regelmäßig in den Sendungen aufgegriffen.
Ebenso wichtig ist der Raum, der sozialen Themen wie Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, der Situation von Flüchtlingen und Migranten, häuslichem Missbrauch und Gewalt, Jugendproblemen, Umweltschutz, Kleinunternehmertum usw. eingeräumt wird. Der Sender soll nicht nur informieren, sondern auch das Leben der Gemeinschaft verändern.
Pater Pasolini blickt optimistisch in die Zukunft von Radio Pacis mit seinen mehr als 150 Mitarbeitern und Freiwilligen und schließt: „Nach über zwanzig Jahren des Engagements von mir und Sherry Meyer haben wir die Leitung des Senders längst schrittweise übergeben. Der wiederholte Wunsch, eine junge und fähige Person als Ersatz an meiner Seite zu haben, wurde bereits realisiert: Seit einiger Zeit arbeitet Pater Charles Idraku, ein ugandischer Priester mit professioneller Ausbildung und Kenner der Sprachen Mahdi, Luo, Lango und Logbara, bei Radio Pacis. Sherry Meyer ist weiterhin für die Personalabteilung verantwortlich und hat mit der Einstellung derjenigen begonnen, die diese Aufgabe nach ihr übernehmen werden. Der Traum des heiligen Daniel Comboni, ‚Afrika durch Afrika zu erneuern‘, wird durch Radio Pacis verwirklicht.“