Gedanken zu den Evangelien der Ersten Woche im Jahreskreis

Gedanken zu den Evangelien der Ersten Woche im Jahreskreis

Montag
der ersten Woche im Jahreskreis

Mk 1,14-20:
Tut Buße und glaubt an das Evangelium.

Jesus braucht Mitarbeiter, um das Evangelium zu verkünden. Er sucht sie, während sie arbeiten, am Ufer des Meeres, nachdem er seinen Dienst in der Dekapolis, an der Grenze Israels, begonnen hat. Und wieder sprechen wir von Grenzen zwischen Land und See, zwischen Land und Meer. Das Meer: ein geheimnisvoller und unzugänglicher Ort für die Juden, die nicht an die Schifffahrt gewöhnt waren.

Es sind die Grenzen, an die Gott ruft, am Ende eines fruchtlosen Arbeitstages. Nicht am Ende eines Lehrgangs oder einer glanzvollen Pilgerreise, sondern in der täglichen Routine der Handarbeit. Und er bittet die ersten Jünger, ihm zu folgen und Menschenfischer zu werden. Üblicherweise ist es anders herum: Der Schüler sucht sich einen Meister, der zu ihm passt. Jesus hingegen kommt, um uns dorthin zu rufen, wo wir sind, um die Menschlichkeit in uns und in den Menschen, denen wir begegnen, zum Vorschein zu bringen. Menschlichkeit: In dieser immer gefühlloseren und brutaleren Welt müssen sich die Christen darin hervortun, die Eigenschaften zu leben, die das menschliche Geschlecht auszeichnen und veredeln. Dazu müssen wir jedoch etwas aufgeben, die Netze verlassen, die uns gefangen halten und uns am Wachsen hindern, aufhören zu reparieren, was uns gefangen hält und uns daran hindert, wirklich frei zu sein.

Dienstag
der ersten Woche im Jahreskreis

Mk 1,21-28:
Jesus lehrte als einer, der Vollmacht hat

Das erste Wunder, das Jesus bei Markus vollbringt, ist die Heilung eines besessenen Mannes in der Synagoge. Der Besessene nimmt still am Gebet teil, als ob nichts geschehen wäre. Es ist, als wollte Markus seiner Gemeinde sagen: Um das Evangelium annehmen zu können, müssen wir zuerst unsere Kirche reinigen.

Wovon müssen wir uns läutern? Von dem Gedanken, dass Jesus nichts mit uns zu tun hat, dass Gott uns ruiniert, anstatt uns zu erfüllen, und davon, den Glauben auf bloßes Wissen zu reduzieren. Das sind alles falsche Vorstellungen vom Glauben selbst, und wir leben sie heute noch.

Viele von uns leben so, als ob Gott nichts mit unserem Leben zu tun hätte, und reduzieren den Glauben auf eine wöchentliche Ecke, aus der sie ein wenig Andacht herausholen. Andere sind überzeugt, dass Gott absichtlich gekommen ist, um uns daran zu hindern, uns zu freuen und zu genießen, ein strenger und unnachgiebiger Richter, der alles prüft und bestraft, der wahre Gegner des Menschen. Andere hingegen reduzieren den Glauben auf ein „Wissen“: Sie kennen die Glaubenswahrheiten, die sich jedoch nicht auf ihr Leben auswirken.

Die erste Bekehrung, zu der wir aufgerufen sind, betrifft die Kirche, uns selbst: Bevor wir Christus verkünden, sind wir selbst aufgerufen, seine Verkündigung anzunehmen, auch wenn wir meinen, bereits ausreichend christlich zu sein…

Mittwoch
der ersten Woche im Jahreskreis

Mk 1,29-39:
Jesus heilte viele, die von verschiedenen Krankheiten befallen waren.

Die Schwiegermutter des Petrus wird geheilt und dient dem Herrn. Wenn wir innerlich geheilt sind, dann um zu dienen. Die Kirche dient ihrem Meister, der an der Schwelle steht, um das Reich Gottes zu verkünden. Die Verkündigung findet nicht mehr in der Synagoge statt, sondern an der Schwelle, an den Rändern, an der Grenze, am Rande, auf der Straße…

Die Menschen nehmen das lebensverändernde Wort auf und freuen sich: Jesus wirkt Wunder der Umkehr. Das Geheimnis der Energie Jesu liegt im Gebet, einem intimen Gespräch mit dem Vater, das es ihm ermöglicht, mit Wahrheit und Fürsorge mit so vielen Menschen in Kontakt zu kommen.

Lernen wir von Jesus, uns Zeit zu nehmen, um mit Gott zu sein! Und je weniger Zeit wir haben, desto mehr sind wir eingeladen, sie zu finden, um mit demjenigen zusammen zu sein, der unser Gewissen und unsere Entscheidungen erhellt! Ein stilles, intensives und authentisches Gebet ermöglicht es uns, den Tag mit einem anderen Geist zu beginnen.

Petrus, verärgert, schließt sich Jesus an, als wolle er ihn an seine Pflichten erinnern: Jetzt, wo sie in Kapernaum auf ihn warten, muss die entstehende Gemeinschaft gepflegt werden. Aber Jesus will sich nicht einschließen lassen, auch nicht in seiner eigenen Gemeinde, und bittet darum, woanders hinzugehen, um das Reich Gottes zu verkünden. Möge die Kirche, wie ihr Meister, den Mut haben, das Evangelium auf die Straße zu tragen!

Donnerstag
der ersten Woche im Jahreskreis

Mk 1,40-45:
Der Aussatz verschwand von ihm, und er wurde gereinigt.

Die Gelehrten nennen dies das Geheimnis des Markus. Es ist die merkwürdige Haltung Jesu im Markusevangelium, der angesichts einer wunderbaren Heilung eindringlich dazu auffordert, zu schweigen. Das genaue Gegenteil einer guten Marketingstrategie.

Die Bibelwissenschaftler haben sich eingehend mit dieser Frage beschäftigt und verschiedene Lösungen vorgeschlagen. Es ist wahrscheinlich, dass Markus nicht will, dass die Menschen durch Wunder zum Glauben kommen, und deshalb setzt Jesus Wunder eher selten ein und noch weniger, um sie bekannt zu machen. Das ist mehr als wahrscheinlich: Jesus hat nur wenige Wunder getan, und der Evangelist Johannes nennt sie nicht einmal „Wunder“, sondern „Zeichen“. Wie zerbrechlich ist ein Glaube, der auf Wundern beruht! Wie kalt ist ein Glaube, der versucht, Gott zu verderben, indem er die Naturgesetze, die er geschaffen hat, verändert!

Aber es gibt noch einen weiteren Grund: Markus will in seinem Evangelium darauf hinweisen, dass es leicht ist an Jesus zu glauben, wenn alles wie von allein gut ausgeht. Der Glaube an Jesus muss sich aber vor allem dann bewähren, wenn alles düster erscheint. Petrus bekannte sich zu Jesus als Messias und Herrn, leugnete aber unter dem Kreuz, ihn zu kennen. Es ist, als wollte er uns sagen: Verkündet nicht, dass Jesus der Herr ist, auch wenn ihr geheilt worden seid, bevor ihr die Prüfung des Kreuzes erfahren habt…

Freitag
der ersten Woche im Jahreskreis

Mk 2,1-12:
Der Menschensohn hat die Macht, auf Erden Sünden zu vergeben.

Der Zimmermann aus Nazareth spricht von Gott und er heilt die Menschen, wie es scheint. Die Neugierde um ihn herum wächst von Tag zu Tag. Und er erschüttert mit diesen Worten, die mit Autorität und ohne Arroganz gesprochen werden die Befindlichkeiten. Selbst seine engsten Mitarbeiter sind verblüfft: Jesus mag keine Komplimente und flieht vor dem Ruhm, indem er den wunderbar geheilten befiehlt, zu schweigen. Ein Original, der letztlich nur Gutes tut, also nichts allzu Besorgniserregendes. – Bis er den Gelähmten in Kapernaum heilte.

Krankheit war die Folge der Sünde, das wussten die Menschen sehr wohl, obwohl Hiob ein ganzes (heiliges) Buch geschrieben hatte, um dieses Gerücht zu widerlegen. Ein Gelähmter trägt die Last der Sünden seiner Eltern; eiserne Logik, auch wenn Gott eher schlecht dasteht. Jesus vergibt ihm seine Sünden, denn die seelische Lähmung ist schlimmer als die des Körpers.

Gott allein kann vergeben, denken die Frommen. Ganz genau. Aber sie ziehen nicht die Konsequenzen aus ihren Gedanken: Wer ist also dieser Mann? Jesus geht von Worten zu Taten über, die innere Heilung strömt nun zum Erstaunen aller nach außen.

Möge der Herr uns heute von jeder Lähmung heilen!

Samstag
der ersten Woche im Jahreskreis

Mk 2,13-17:
Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder.

Die Heilung des Gelähmten als Zeichen der Vergebung seiner Sünden hat die Gemüter der Wohlmeinenden aufgewühlt. Aber es ist noch nicht vorbei, das Beste liegt noch vor uns. Die jüdische Religion teilte die Welt in zwei verschiedene Teile und setzte unüberwindbare Grenzen: das, was Gott gehört, was rein ist, und das, was ihm nicht gehört, was unrein ist. Eine präzise, obsessive Unterscheidung, die diese Grenzen durch eine unendliche Reihe von Regeln dekliniert.

Bestimmte Berufe waren unrein, sie entfremdeten sich unwiderruflich von Gott. Einer der schlimmsten davon war für die Juden das Eintreiben von Steuern im Auftrag der Römer: Als Kollaborateure und Diebe waren sie unrein; und als Götzendiener, die Münzen mit dem Bildnis Cäsars benutzten, galten die Zöllner als gottfern, verhasst und gefürchtet.

Und gerade so einen von ihnen ruft Jesus, seine Tätigkeit aufzugeben und sein Jünger zu werden, denn, so erinnert er uns: der Arzt soll sich nicht um die Gesunden kümmern, sondern um die Kranken.

Erinnern wir uns in der Kirche daran: Wenn wir die Welt in Gläubige oder Ungläubige, in Praktizierende oder Nichtpraktizierende, in Fromme oder Nicht-Fromme einteilen. Machen wir nicht den Fehler dort wieder Zäune aufzustellen, die Jesus zu entfernen gekommen ist, um einen neuen Menschentypus zu schaffen: den Jünger.

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