Mitten ins Herz: Herz-Jesu-Verehrung, Daniel Comboni und Sudan

Mitten ins Herz: Herz-Jesu-Verehrung, Daniel Comboni und Sudan

Der Monat Juni ist in besonderer Weise dem heiligsten Herzen Jesu geweiht. Für uns Comboni-Missionare vom Herzen Jesu (MCCJ: Missionari Comboniani Cordis Jesu) gewinnt dieses Fest in diesem Jahr aus verschiedenen Gründen zusätzlich an Bedeutung. Vor 150 Jahren, am 11. Mai 1873, hielt Daniel Comboni in Khartum eine wichtige Ansprache. Kurz zuvor war er von Papst Pius IX zum „Provikar von Zentralafrika“ ernannt worden und hatte damit die Rechte eines Bischofs. Nach einer langen Reise über den Nil und durch die Wüste erreichte er 1873 die Hauptstadt des heutigen Sudan.

An seiner ersten Messe in Khartum nahmen nicht nur die Missionare und Christen teil, sondern auch viele Muslime. Die Kapelle, der Säulengang, ja sogar der Innenhof der Mission waren mit Menschen gefüllt. Comboni sprach Arabisch, um von allen verstanden zu werden. Er sagte: „Seid versichert, dass ich in meinem Herzen eine grenzenlose Liebe für Euch habe … Bei Tag und bei Nacht, bei Regen und Sonnenschein werdet Ihr mich immer bereitfinden, Euch in Euren geistlichen Bedürfnissen zu helfen. Die Reichen und die Armen, die Gesunden und die Kranken, die Jungen und die Alten, die Herren und die Knechte werden in immer gleicher Weise Zugang zu meinem Herzen haben. Euer Wohl ist das meine, und Eure Leiden werden auch die meinen sein. …Der glücklichste Tag meines Lebens wird der sein, an dem ich mein Leben für Euch hingeben kann“.

Nur drei Monate nach dieser Antrittspredigt, am 14. September 1873, dem Fest der Kreuzerhöhung, weihte Comboni in El-Obeid das ihm anvertraute Vikariat im Inneren Afrikas feierlich dem Heiligsten Herzen Jesu. Am Abend des 10. Oktober 1881 starb der mutran es sudan („Vater der Schwarzen“), wie ihn die Menschen nannten, in Khartum.

Die Herz-Jesu-Verehrung hat ihren biblischen Hintergrund im Johannesevangelium. Dort heißt es, dass die Seite Jesu am Kreuz mit einem Lanzenstich durchbohrt wurde (Joh 19,34). Durch eine einfache Ordensfrau, die heilige Margareta Maria Alacoque (1647-1690), wurde die Verehrung des Herzens Jesu in der ganzen Welt bekannt. Jesus erschien ihr wiederholt, zeigte ihr sein göttliches Herz und sprach dabei die Worte: „Siehe dieses Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, dass es nichts unterlassen, ja sich erschöpft und verzehrt hat, um ihnen seine Liebe zu bekunden.“ Mission bedeutet für uns Christen die Ausbreitung der Liebe Gottes. Der Glaube wird meist nicht primär über schlaue Predigen und schöne Worte, sondern über das persönliche Zeugnis und die gelebte Nächstenliebe weitergegeben. Daniel Comboni trug in einzigartiger Weise zur Verkündigung des Evangeliums in Afrika bei. Seine Mission ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Heutzutage wird in der katholischen Weltkirche der Anteil der Afrikaner immer wichtiger und sichtbarer.

Und doch gibt es hin und wieder herbe Rückschläge. In den ersten Wochen nach Ostern 2023 ist in Khartum ein gewaltsamer Konflikt zwischen Armee und Paramilitärs ausgebrochen. Die Kämpfe betreffen sowohl die Hauptstadt Khartum als auch andere Regionen im Land. Tausende von Menschen sind mittlerweile gestorben oder auf der Flucht. Wichtige Infrastruktur wie Krankenhäuser und Schulen wurden angegriffen. Die humanitäre Lage im Lande verschärft sich durch den Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und Treibstoff. Der Zugang zu Kommunikationsmitteln und Elektrizität ist eingeschränkt. Die Preise für lebenswichtige Güter schnellen in die Höhe. Kirchliche Gebäude wurden von Raketen zerstört, darunter auch die Sakristei des Hauptsitzes der Comboni-Missionare in Khartum. Die Situation ist angespannt und gefährlich. Die meisten Ordensleute mussten fliehen. Einige Mitbrüder sind im Land geblieben. Sie versuchen ihr Bestes, das Erbe unseres Gründers Daniel Comboni zu bewahren. Manchmal frage ich mich, ob „Außenstehenden“ diese Situation wirklich nahegeht. Lassen wir uns davon berühren, oder überwiegen Gefühle der Ohnmacht oder gar der Gleichgültigkeit?

Als Mitglieder der Comboni-Familie werden viele von uns die Folgen des Konfliktes im Sudan als einen Stich „mitten ins Herz“ empfinden. Der Weg in der Nachfolge Jesu hat auf diese Weise immer wieder Anteil an dem Schmerz, der Mariens Herz durchdrungen hat. Und doch gilt es dem Licht Christi mehr zu trauen und trotz mancher dunklen Stunden mutig nach vorne zu schauen. Jesus kennt unsere Sehnsüchte, Sorgen und Nöte. Das genügt. Wie Maria schenkt er auch uns die Glaubenskraft, im Vertrauen auf Gottes Führung die Zukunft zu wagen. Der heilige Daniel Comboni hat uns davon ein kostbares Vermächtnis hinterlassen, das es zu bewahren gilt. Heiligstes Herz Jesu, wir vertrauen auf dich!

Pater Markus Körber mccj

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