Der portugiesische Comboni-Missionar Pater David Domingues wurde im Jahr 2022 in den Generalrat der Kongregation gewählt. Zuvor war er fast zwanzig Jahr auf den Philippinen im Einsatz. Anlässlich seines silbernen Priesterjubiläums blickt er dankbar zurück.
„Die Erfahrungen mit den Armen und Hungernden haben mir die Kraft gegeben, mein missionarisches Leben weiterzuleben. Das Gute, das ich tun konnte, verdanke ich der Zusammenarbeit mit so vielen Menschen. Ich bin allen so dankbar“, erzählt Pater David Domingues, ein portugiesischer Comboni-Missionar.
Die Leute sagen, dass Erinnerung ein Wiedererleben ist, und sie haben Recht. In der Tat erinnern wir uns nicht nur, um Geschichten wieder aufleben zu lassen, um sie zu erzählen, sondern auch, um die Vergangenheit zu erleben und zu feiern und die Gegenwart mit neuem Elan zu begrüßen. Indem wir auf den Fundamenten der Vergangenheit aufbauen und intensiv in der Gegenwart leben, können wir unsere Hoffnung auf eine immer bessere Zukunft stärken. Im Hinblick darauf schreibe ich diese Zeilen, um mit tiefer und herzlicher Dankbarkeit an meine 25 Jahre priesterlichen Dienstes in der Familie der Comboni-Missionare, die vom heiligen Daniel Comboni gegründet wurde, zu erinnern und sie zu feiern.
Alles begann für mich im zarten Alter von zwölf Jahren. Ich wuchs in der einfachen, aber tiefen Religiosität meiner Familie auf und mit einer gewissen Neugierde für die damals noch sehr vage Missionswelt. Gott wollte mein Herz berühren, nicht indem er seine Stimme von oben ertönen ließ, sondern indem er seine „außergewöhnlichen“ Wege benutzte. Ich ging zum Katechismus, und eines Tages fragte mich der Katechet: „Wer möchte Missionar werden?“ „Ich!“, antwortete ich. Damit fing alles an. Der Abschied von Familie, Freunden und meiner Jugendfußballmannschaft in Calvão fiel mir nicht leicht. Aber ich wollte etwas Ernsthafteres und Dauerhaftes. So trat ich 1984 in das Comboni-Seminar in Viseu (Portugal) ein. Ich war nicht allein! Eine nette Gruppe von Schulkameraden und die Fußballmannschaft begleiteten dieses neue Abenteuer. Was mich wirklich ermutigte, war, dass ich Freunde hatte, mit denen ich Fußball spielen konnte.
Während der vielen Jahre der Ausbildung erlebte ich, wie meine Kameraden andere Wege einschlugen. Ich zog weiter. Nach 14 Jahren Studium wurde ich am 9. August 1998 in der Pfarrei von Calvão zum Priester geweiht, umgeben von meiner Familie und der Kirchengemeinde, in der ich geboren wurde und aufgewachsen war. Seitdem sind 25 Jahre der Gnade vergangen, die mich zunächst für fünf Jahre (1998-2003) in den Norden Portugals, nach Famalicão, und dann in die unbekannte Welt Asiens führten, wo ich fast zwanzig Jahre (2003-2022) blieb. Wenn es nach meinem eigenen Willen ginge, wäre ich sicherlich immer noch dort! Aber wir sind keine Missionare, die tun, was sie wollen. Deshalb habe ich im Juni 2022 zugestimmt, Asien zu verlassen und nach Rom zu kommen, wo ich nun einen anderen Dienst verrichte: dieses Mal für das gesamte Comboni-Institut.
Von den vielen schönen Erfahrungen, die ich in den letzten 25 Jahren gemacht habe, erzähle ich hier von einer, die mich besonders geprägt hat. Kurz nach meiner Ankunft in Manila, Philippinen, konnte ich meine Augen nicht vor der Realität der vielen Armen verschließen, die auf der Straße leben und schlafen und ums Überleben kämpfen, oft mit dem, was sie im Müll der Reichen finden. Also begann ich, ihnen Reis, Konservendosen und Kleidung zu bringen. Allmählich wurde dies für mich zu einer liebgewordenen Gewohnheit, die Gemeinschaft mit diesen Menschen, zu pflegen, die daran gewöhnt waren, ignoriert und abgelehnt zu werden. Aus Scham zogen sie es vor, nachts den Müll nach ihren täglichen Lebensmitteln zu durchsuchen.
Eines Tages stieß ich auf einer dieser Müllhalden auf einen Jungen, der im Dreck wühlte. Ich gab ihm die Tüte mit Lebensmitteln, die ich mitgebracht hatte, und blieb stehen, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. In diesem Moment kam eine junge schwangere Frau auf mich zu und sagte: „Ich bin so hungrig.“ Der Junge sah sie an, senkte seinen Blick auf die Tüte, die ich ihm gerade gegeben hatte, und bot sie ihr ohne zu zögern an. „Nimm sie“, sagte er. Die junge Frau öffnete die Tüte, nahm eine Handvoll ungekochten Reis und begann ihn schnell zu essen. So groß war der Hunger, den sie verspürte!
Es waren Erfahrungen wie diese, die mir die Kraft gaben, mein missionarisches Leben weiter zu leben. Aber ich bin mir bewusst, dass das Gute, das ich tun konnte, nur dank der wertvollen Mitarbeit so vieler Menschen möglich war, die auf die eine oder andere Weise mein Engagement für Gemeinschaft und Solidarität mit den Bedürftigsten geteilt haben. So viele Freunde und Wohltäter aus nah und fern haben mich mit großer Liebe und Großzügigkeit unterstützt, dass dieses Abenteuer für mich fast zwanzig Jahre gedauert und mich für immer geprägt hat.
Wenn ich an die vergangenen 25 Jahre meines Priestertums zurückdenke, kann ich sagen, dass ich sie mit ganzem Herzen gelebt habe, mit Freude und Traurigkeit, auch mit einigen Schwierigkeiten und Schwächen, aber mit ganzem Herzen. Genau aus diesem Grund feiere ich dieses Jubiläum mit großer Dankbarkeit. Ich habe im Laufe der Jahre viele Missionserfahrungen gemacht, viele davon unvergesslich. Ich habe so viele Menschen kennengelernt, die auf unterschiedliche Weise Teil meines Weges waren – und immer noch sind. Ihnen allen möchte ich von ganzem Herzen Danke sagen!“ Ein besonderer Dank geht an meine Familie, für all ihre Unterstützung und dafür, dass sie immer an meiner Seite war.
Es ist wahr: sich erinnern heißt leben; sich erinnern hilft, all das zu bewahren, was der liebe Gott für mich und durch mich getan hat, trotz meiner Schwächen. Oh ja, es ist gut, sich zu erinnern, und es erneuert immer den Geist.