5. TAG (22.1) – Gebetswoche um die Einheit der Christen

Das Lied des Herrn singen als Fremde im Land
Psalm 137,1-4 Denn dort verlangten, die uns gefangen hielten, Lieder von uns, unsere Peiniger forderten Jubel: Singt für uns eines der Lieder Zions!
Lukas 23,27-31 Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder.

Reflexion

Die Klage des Psalmisten hat ihren Ursprung im Exil Judas in Babylon, aber der Schmerz des Exils hat einen Widerhall über die Zeiten und Kulturen hinweg. Vielleicht rief der Psalmist diesen Refrain in Richtung Himmel. Vielleicht ertönte jeder Vers zwischen tiefen Schluchzern der Trauer. Vielleicht entstand dieses Gedicht mit einem gleichgültigen Achselzucken, das nur dann auftritt, wenn man in ungerechten Verhältnissen lebt und sich zu machtlos fühlt, um irgendeine sinnvolle Veränderung herbeizuführen. Aus welchen Umständen auch immer diese Worte erwachsen sind, der in diesen Versen ausgedrückte Kummer findet einen Widerhall in den Herzen derer, die in anderen Ländern oder in ihren eigenen Ländern wie Fremde behandelt werden. Im Psalm fordert der Unterdrücker, zu lächeln und fröhlich zu sein, die Lieder einer „glücklichen“ Ver

gangenheit zu singen. Mit dieser Forderung wurden marginalisierte Menschen durch die Geschichte hindurch konfrontiert. Ob in Minstrel Shows7 , Geisha-Tänzen8 oder Wild West Cowboy- und Indianershows9 – Unterdrücker haben oft gefordert, dass unterdrückte Menschen fröhlich auftreten, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Ihre Botschaft ist so einfach wie grausam: Eure Lieder, eure Zeremonien, eure kulturelle Identität, das, was eure heilige Einzigartigkeit ausmacht, ist nur zulässig, solange es uns nützt.

Dieser Psalm gibt Generationen von Unterdrückten eine Stimme. Wie könnten wir das Lied des Herrn singen, wenn wir in unserem eigenen Land Fremde sind? Wir singen nicht für die, die uns gefangen halten, sondern um Gott zu preisen. Wir singen, weil wir nicht allein sind, denn Gott verlässt uns nie. Wir singen, weil wir von einer Wolke von Zeugen umgeben sind. Die Ahnen und Heiligen inspirieren uns. Sie ermutigen uns, Lieder der Hoffnung, Lieder der Freiheit, Lieder der Befreiung, Lieder einer Heimat zu singen, in der das Volk erneuert ist.

Einheit der Christen

Das Lukasevangelium erzählt, wie Menschen, viele von ihnen Frauen, Jesus nachfolgen, auch noch, als er sein Kreuz nach Golgatha trägt. Dieses Folgen ist treue Jüngerschaft. Darüber hinaus erkennt Jesus ihre Kämpfe und das Leid, das sie werden ertragen müssen, wenn sie treu ihr eigenes Kreuz tragen.

Dank der ökumenischen Bewegung teilen Christen heute Lieder, Gebete, Reflexionen und Einsichten über die Konfessionsgrenzen hinweg. Wir empfangen sie voneinander als Gaben, die dem Glauben von Christen aus anderen Gemeinschaften und ihrer liebevollen Jüngerschaft, die viele Kämpfe durchstehen muss, entspringen. Diese gemeinsamen Gaben sind Reichtümer, die es zu schätzen gilt, und sie bezeugen den christlichen Glauben, den wir teilen.

Herausforderungen (für die eigene Praxis)

Wie lassen wir die Geschichten von Vorfahren und Heiligen lebendig werden, die unter uns gelebt haben und Lieder des Glaubens, der Hoffnung und der Befreiung aus der Gefangenschaft gesungen haben?

Gebet

Gott der Unterdrückten, öffne unsere Augen, damit wir erkennen, welcher Schaden unseren Schwestern und Brüdern in Christus noch immer zugefügt wird. Dein Geist verleihe uns den Mut, im Einklang (mit ihnen) zu singen und unsere Stimme gemeinsam mit denen zu erheben, deren Leiden übersehen wird. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus. Amen.

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